Auf dem Maya-Kalender ist nur ein beliebiger Zyklus zu Ende gegangen. Jetzt warten wir andere Prognosen zum Untergang ab.
Apokalypse? Welche Apokalypse? Sollten Sie, liebe Leserin, lieber Leser, diesen Freitag eventuell im Bunker verbracht und „DiePresse.com“ verspätet aufgesucht haben, dürfen wir Sie jetzt beruhigen: Die Erde wird anscheinend noch immer recht lang durchs unendliche All trudeln, zumindest noch fünf Milliarden Jahre, ehe die Sonne sie schluckt.
Wir Optimisten haben eine Wette gewonnen: Der alte Maya-Kalender, der für den 21.Dezember 2012 angeblich eine dieser lästigen, sich ewig wiederholenden großen Fluten verzeichnet, birgt offenbar Messfehler. Zu Ende geht nur ein für Nicht-Maya uninteressanter Zyklus.
Mit Genugtuung darf hier also festgestellt werden: Der Planet geht (noch) nicht unter. Im Gegenteil: Er geht über! Das hat vor 40 Jahren ein anderer Kalender prognostiziert: In der Studie The Limits to Growth, die Donella H. und Dennis L. Meadows in Sankt Gallen vorgestellt haben, wurde ein ziemlich bedrohliches Szenario bis zum Jahr 2052 errechnet. Die Bevölkerung werde so stark zunehmen (und mit ihr die Industrieproduktion, der Verbrauch der Ressourcen und die Zerstörung von Lebensraum), dass unsere Welt, wie sie bisher ist, nicht mehr lange Bestand haben könne.
Wir alle haben uns bemüht, dieses Szenario zu erfüllen. Seit 1972 hat sich die Zahl der Menschen auf Erden fast verdoppelt, die der Autos verdreifacht. Was sagt das Weltgericht zur Weltgeschichte? Ein Blick auf das Triptychon von Hieronymus Bosch zeigt: Im Paradies wäre idyllisch viel Platz.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2012)