USA: Trauer in Newtown, Ohio lockert Waffengesetz

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Eine Woche nach dem Massaker von Newtown beteiligen sich viele US-Staaten an einem offiziellen Trauertag. Ohio lockert unterdessen seine Vorschriften zum Tragen von Schusswaffen.

Viele US-Bürger haben am Freitag der Opfer des Amoklaufs von Newtown eine Woche zuvor gedacht. Während die Fahnen im Regen auf halbmast wehten, schlugen Kirchenglocken langsam 26 Mal - für jedes Opfer in der Schule einmal. Viele Bundesstaaten hatten sich dem Vorschlag Connecticuts angeschlossen und auch um eine Schweigeminute um 9.30 Uhr (Ortszeit) gebeten - der Zeit, in der die ersten Kinder getötet wurden. Der Streit um schärfere Waffengesetze ging weiter. Der große Bundesstaat Ohio lockerte unterdessen seine Vorschriften zum Tragen von Schusswaffen.

Am Freitag der vergangenen Woche hatte ein 20-Jähriger zunächst seine Mutter erschossen, bevor er in die Volksschule des Städtchens eindrang. Hier tötete er sechs Frauen und 20 Kinder. Die ältesten Schüler waren gerade sieben, der jüngste war drei Wochen zuvor sechs geworden. Als die Polizei anrückte, erschoss sich der Mann.

An der Schweigeminute beteiligte sich nach Angaben des Weißen Hauses auch Barack Obama. Der Präsident hatte am Sonntag die Familien der Opfer besucht und ihnen Trost zugesprochen. In einer Rede auf einer Trauerfeier danach hatte er Aktionen angekündigt, um solche Tragödien künftig auszuschließen. Der Kampf gegen die mächtige Waffenlobby dürfte Obama etwas leichter fallen als anderen Politikern, weil es seine zweite Amtszeit ist. Ein drittes Mal darf er sich nicht wählen lassen.

Ohio liberalisiert Waffengesetz

Ohio hat seine Waffengesetze schon geändert - und sie weiter liberalisiert. So werden Waffenbesitzer künftig nur noch beim Erwerb einer Lizenz geprüft, nicht mehr bei deren Verlängerung. Außerdem dürfen Waffen verdeckt an mehr Plätzen getragen werden - selbst in der Garage des regionalen Parlaments in der Hauptstadt Columbus. Die Gesetzesänderung war allerdings lange vor dem Amoklauf angestoßen worden. Gouverneur John Kasich rief auch die Menschen in seinem Bundesstaat auf, sich an der Schweigeminute zu beteiligen.

Mit Spannung war eine Erklärung der National Rifle Association (NRA) in Washington erwartet worden. Der Waffenbesitzerverein ist auch die Lobby der Waffenhersteller und bekämpft normalerweise alle Versuche, die Waffengesetze zu verschärfen. Nach dem Massaker hatte die ansonsten sehr rege NRA aber fast fünf Tage komplett geschwiegen. Sie hatte dann mit der Erklärung überrascht, sie wolle mithelfen, dass solche Verbrechen nie mehr passieren.

Besonders umstritten sind Nachbauten von Sturmgewehren, wie sie auch der Amokläufer von Newtown verwendete. Sie können zwar nicht mit Dauerfeuer schießen, laden sich aber selbst nach und ermöglichen so eine rasche Schussfolge. Ein Magazin mit 30 Patronen kann innerhalb von einigen Sekunden leergeschossen werden. Der 20-Jährige hatte mehrere Magazine dabei und innerhalb von mehreren Minuten mehr als 100 Schüsse abgegeben. Einige Opfer hatten elf Einschusswunden.

Arizona: 16-Jährige nach Drohung festgenommen

Am Donnerstag hat die Polizei im US-Staat Arizona eine 16-jährige Schülerin festgenommen, die offensichtlich einen tödlichen Angriff auf ihre Schule geplant hatte. Die Jugendliche soll zuvor auf YouTube angekündigt haben, sie habe einen Plan, "schwer zu verletzen, (...) zu töten, Leute in meiner High School zu ermorden".

Laut dem zuständigen Sheriff informierte der Betreiber des kanadischen YouTube-Kanals, auf dem die Jugendliche ihre Botschaft veröffentlichte, die Polizei von Toronto. Diese kontaktierte die US-Behörden, die wenige Stunden später die Verdächtige in ihrem Haus stellten. Diese gestand bei einem Verhör, Urheberin der Botschaft zu sein.

Im Haus der Familie waren den Angaben zufolge drei Gewehre des Vaters. Nach Angaben der Eltern wurde ihre Tochter bereits psychiatrisch behandelt. Nachdem sie kürzlich nach den Waffen des Vaters gefragt habe, habe der Vater diese mit zusätzlichen Schlössern gesichert. "Wir haben sehr viel Glück gehabt, dass wir hier eine mögliche weitere Tragödie verhindert haben", erklärte Sheriff Joe Arpaio.

Angst vor Nachahmungstätern

Mehrere Schulen gingen aus Angst vor Nachahmungstaten des Amoklaufs von Newtown, aber auch unter Einfluss der derzeit florierenden Weltuntergangsszenarien vorzeitig in die Weihnachtsferien. So fiel im Bezirk Lapeer in Michigan am Donnerstag und Freitag der Unterricht aus, nachdem Gerüchte über Anschlagspläne in der Region aufgekommen waren. Auch im Bezirk Genesee wurden die Schulen an den beiden Tagen geschlossen, betroffen waren rund 75.000 Schüler.

(APA/AFP)

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