"Paranoide Vision": Scharfe Kritik an US-Waffenlobby

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Der Lobbyverband NRA fordert nach dem Newtown-Massaker mehr Waffen an Schulen und löst damit eine Welle der Empörung aus.

Nach dem Amoklauf von Newtown ist die US-Waffenlobby mit ihrer Forderung nach mehr Waffen an Schulen auf scharfe Kritik gestoßen. Der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg warf dem Lobbyverband NRA am Freitag eine "paranoide Vision eines noch gewalttätigeren Amerikas" vor. Zahlreiche Hollywood-Stars warben unterdessen in einem eindringlichen Internet-Video für schärfere Waffengesetze.

NRA-Vizepräsident Wayne LaPierre war am Freitag, eine Woche nach dem Schulmassaker von Newtown, vor die Presse getreten. Er hatte sich dabei für den Einsatz bewaffneter Polizisten an jeder Schule ausgesprochen. "Das einzige, was einen bösen Menschen mit einer Waffe aufhält, ist ein guter Mensch mit einer Waffe", sagte er in Washington. Schon bei der Pressekonferenz hatte es Proteste gegeben. Ein Demonstrant hielt dabei ein Banner mit der Aufschrift "Die NRA tötet unsere Kinder" hoch.

Scharfe Kritik aus Politik und Medien

"Der Versuch der NRA-Führung, unsere Schulen mit mehr tödlichen Waffen und Munition zu füllen, entspricht nicht dem, was verantwortliche Waffenbesitzer und die amerikanische Öffentlichkeit will", sagte Senator Frank Lautenberg aus New Jersey. Der demokratische Abgeordnete Chris Murphy aus dem US-Bundesstaat Connecticut, wo sich das Newton-Massaker ereignete, bezeichnete die NRA-Erklärung als "das Empörendste, das ich jemals gehört habe." Die "New York Times" geißelte die Äußerungen LaPierres am Samstag als "verlogen, wahnhaft" und als eine "fast verwirrte Hasstirade".

Bei dem Amoklauf in der Sandy-Hook-Volksschule in Newtown hatte ein 20-Jähriger am Freitag vor einer Woche 20 Kinder sowie sechs Erwachsene erschossen. Zuvor hatte der Attentäter zuhause auch seine Mutter getötet. Nach der Bluttat erschoss er sich selbst.

Initiative für Verbot von Sturmgewehren

Das Verbrechen hatte die Debatte um Waffenbesitz in den USA neu entfacht. Die demokratische Senatorin Dianne Feinstein kündigte darauf eine Gesetzesinitiative für ein Verbot von Sturmgewehren an. Am Dienstag erklärte auch US-Präsident Barack Obama seine Unterstützung für ein solches Gesetz.

Hollywood-Stars wie Gwyneth Paltrow, Julianne Moore und Jamie Foxx warben in einem Internet-Video für ein Verbot von Sturmgewehren sowie eine schärfere Überprüfung von Waffenkäufern (Link zur Initiative). "Columbine. Virginia Tech. Tucson. Aurora. Fort Hood. Oak Creek. Newtown. Newtown. Newtown," zählen die Schauspieler den letzten und vorangegangene Amokläufe mit vielen Toten auf. "Wie viele mehr?"

Das Video der Hollywood-Stars

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