Im Fall des am 21. Dezember im Jemen entführten Österreichers werden seit dem Heiligen Abend Lösegeldforderungen kolportiert. Das Außenministerium in Wien gibt keinen Kommentar ab.
Ein 26-jähriger Österreicher und ein finnisches Pärchen, die in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa entführt wurden, werden von Stammesangehörigen festgehalten. Am Dienstag nannte die englischsprachige "Yemen Post" erstmals konkrete Summen. Demnach verlangen die Entführer für die Freilassung der Geiseln die Zahlung von vier bis sieben Millionen Dollar (5,40 Mio. Euro) und die Freilassung inhaftierter Stammesangehöriger gefordert. Könne man die Forderungen erfüllen, werde die Geiselnahme in den kommenden zwei Wochen enden.
Das Außenministerium in Wien wollte diese Berichte am Dienstag nicht näher kommentieren. Es gebe dazu weder "eine Bestätigung noch ein Dementi" erklärte Sprecher Martin Weiss. Es gebe derzeit "zahlreiche Infos aus unterschiedlichen Quellen", präzisierte Weiss. Zu allen Informationen Stellung zu nehmen, wäre kontraproduktiv. Sobald es berichtenswerte Entwicklungen gebe, "werden wir informieren." Gleichermaßen reagierte das Außenamt in Helsinki. Selbst wenn es derartige Forderungen gebe, würden diese nicht in der Öffentlichkeit diskutiert, hieß es von finnischer Seite.
Die Entführten sollen in dem Ort Khawlan rund 20 Kilometer westlich von Sanaa festgehalten werden. Der 26-jährige Österreicher und seine finnischen Begleiter waren am Freitag in einem Geschäft in der Altstadt von Sanaa von Bewaffneten überfallen und fortgebracht worden.
Al-Kaida als Drahtzieher vermutet
Zuvor hatte die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, dass die Sicherheitsbehörden die Al-Kaida hinter der Tat vermuteten. Demnach habe das Terrornetzwerk vor einigen Tagen gedroht, Ausländer zu entführen, um die Freilassung von inhaftierten Mitgliedern zu erwirken.
Entführungen im Jemen jedenfalls keine Seltenheit - die Sicherheitslage in dem 24-Millionen-Einwohnerland ist extrem brüchig. In den vergangenen 15 Jahren wurden laut AFP mehr als 200 Menschen entführt, meist von Stämmen, die damit politische Forderungen an die Behörden durchsetzen wollten. Das Land im Süden der Arabischen Halbinsel gilt als Armenhaus der Region.
Für den Jemen gilt aufgrund der unvorhersehbaren Sicherheitslage von österreichsicher Seite schon seit längerem eine Reisewarnung. Zudem wird allen im Land befindlichen Österreichern empfohlen, das Land zu verlassen. Derzeit befindet sich laut Außenministerium eine Handvoll Österreicher im Jemen.
17 Menschen bei Arme-Offensive getötet
Bei einer groß angelegten Offensive der jemenitischen Armee gegen bewaffnete Stammesmitglieder sind am Dienstag mindestens 17 Menschen getötet worden. Der Einsatz in der Region Marib östlich der Hauptstadt Sanaa habe sich gegen Kämpfer gerichtet, denen Sabotage an Jemens größter Erdöl-Pipeline vorgeworfen werde, sagten Stammesmitglieder. Der Öl-Export ist eine bedeutende Einnahmequelle für die Regierung.
Zehn Stammesmitglieder und sieben Soldaten seien bei dem Armeeeinsatz in Wadi Habab getötet worden, sagten Stammesvertreter weiter. Zunächst hatten sie von vier getöteten Soldaten und sieben toten Stammeskämpfern gesprochen. Die Armee habe "alle Arten von Waffen" und auch die Luftwaffe eingesetzt, hieß es weiter. Die Stammesmitglieder kämpften demnach mit leichten Waffen und Panzerabwehrraketen.
Ein Stammesmitglied sagte, die Offensive habe sich gegen Saleh bin Hussein Dammaj, dessen Männer mehrfach Sabotageakte gegen die 320 Kilometer lange Pipeline zwischen Safer und Ras Issa am Roten Meer verübt hätten. Damit wollten sie die Behörden zu einer Entschädigung in Höhe von 100 Millionen Rial (364.000 Euro) für ein Gebiet zwingen, das die Regierung Hussein Dammaj weggenommen haben soll.
Die jemenitischen Behörden schätzen, dass ihnen allein 2012 durch Zerstörungen an Erdölleitungen Einnahmen in Höhe von einer Milliarde Dollar (758 Mio. Euro) entgingen. Die Erdölexporte seien wegen der Anschläge um 4,5 Prozent gesunken. Jemen ist das ärmste Land auf der arabischen Halbinsel und setzt für den Staatshaushalt weitgehend auf Erdöleinnahmen. Es fördert täglich rund 300.000 Barrel Öl, die größtenteils ins Ausland verkauft werden.
(APA/Reuters)