USA: "Wer hat den Mut, gegen Waffenlobby aufzustehen?"

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Kulturkampf zwischen Verfechtern strengerer Waffengesetze und Waffenfreunden nach dem Massaker von Newtown. Präsident Obama will notfalls ein Dekret erlassen.

Washington. Sanitäter berichteten davon, dass sie in Blutlachen wateten, als sie am 20. Juli vorigen Jahres den Verletzten im Kino von Aurora zu Hilfe eilten. Der Attentäter, so schildern Überlebende, habe nach dem Massaker bei der Mitternachtspremiere von „Batman – The Dark Knight Rises“ indes ein höhnisches Grinsen aufgesetzt.

Zwölf Menschen hatte er erschossen, seine Wohnung mit Sprengfallen bestückt, um Polizisten zu killen. Die Zeugenaussagen bei der Anhörung des Täters James Holmes diese Woche in Colorado riefen erneut den Horror jener Taten wach, die die USA in immer rascherer Folge aufschrecken: von Tucson über Aurora bis Newtown.
Währenddessen tobt ein Kulturkampf zwischen Verfechtern strengerer Waffengesetze und Waffenfreunden. „Wer hat den Mut, gegen die Waffenlobby aufzustehen?“, fragt Roxana Green in einem TV-Spot, den die Gruppe „Bürgermeister gegen Waffengewalt“ um New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg finanziert. Green ist die Mutter von Christina Taylor-Green, die vor zwei Jahren, sie war damals 9, beim Anschlag gegen die Abgeordnete Gabby Giffords in Tucson starb. Unter dem Eindruck des Massakers von Newtown starteten Giffords und ihr Mann Mark Kelly, ein Ex-Astronaut, eine Kampagne, die Druck auf die Politik für eine stärkere Waffenkontrolle ausüben soll.

Die Regierung hat die Signale verstanden. Präsident Barack Obama setzte im Dezember eine Kommission unter Vizepräsident Joe Biden ein, die Vorschläge für eine Reform des Waffenrechts erarbeiten soll. Am Donnerstag bat Biden die Vertreter der NRA, der größten Waffenlobby, und der Supermarktkette Walmart, des größten Waffenverkäufers, ins Weiße Haus. Er deutete an, dass Obama auch ein Dekret erlassen könnte, um den Waffenverkauf einzuschränken. Im Visier sind vor allem Sturmgewehre und Magazine mit mehr als zehn Patronen. Obama könnte schon in seiner Inaugurationsrede am 21. Jänner eine Initiative zur Waffenkontrolle vorstellen.
Eine Mehrheit der Amerikaner unterstützt derzeit Obama gegen die Waffenlobby, die auf das verfassungsmäßige Recht auf Waffen pocht und Obama in Spots an der Seite von Tyrannen vom Schlage eines Stalin und Hitler karikiert.

Wieder Schüsse an Schule

Derweil gab es am Donnerstag erneut einen Schuss-Vorfall: An einer kalifornischen Schule nördlich von Los Angeles fielen nach Polizeiangaben Schüsse, zwei Menschen seien verletzt worden. Der Schütze, ein Schüler, wurde festgenommen (Mehr ...).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2013)

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