Zwei Tote bei Hubschrauberabsturz mitten in London

Die Absturzstelle in Vauxhall. Viele Pendler kommen täglich in der Rush Hour an der Stelle vorbei.
Die Absturzstelle in Vauxhall. Viele Pendler kommen täglich in der Rush Hour an der Stelle vorbei.(c) EPA (ANDY RAIN)
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Der Helikopter ist mit einem Kran kollidiert. Der Unfall ereignete sich während der Rush hour. Der Kranführer überlebte, weil er sich ausnahmsweise verspätete.

Im Zentrum von London ist am Mittwoch ein Hubschrauber gegen einen Baukran eines Hochhaus-Neubaus geflogen und abgestürzt. Zwei Menschen kamen ums Leben, bestätitgte Scotland Yard. Ein Opfer ist der Pilot, das bestätigte Bernard Hogan-Howe von der städtischen Polizei Mittwochnachmittag. Das zweite Opfer wurde noch nicht identifiziert, ist aber wahrscheinlich am Boden gestorben und war nicht an Bord. Sechs weitere Personen sollen in ein Krankenhaus gebracht worden sein. Der Unfall ereignete sich zur morgendlichen Stoßzeit, kurz nach 8 Uhr Ortszeit (9 Uhr MEZ). Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gebe es nicht, sagte ein Sprecher der Behörde für Terrorabwehr.

Der Hubschrauber stürzte in einem Feuerball zu Boden, über der Londoner Innenstadt stieg eine große Rauchwolke auf. Das Unglück ereignete sich mitten im Berufsverkehr im Stadtteil Vauxhall in der Nähe des Vauxhall-Bahnhofs und der Zentrale des Auslandsgeheimdienstes MI6. Insgesamt gab es nach Angaben des Londoner Rettungs-Service 13 Verletzte. "Es ist so etwas wie ein Wunder, dass das nicht viel, viel schlimmer ausgegangen ist", sagte Feuerwehr-Chef Peter Cowup am Nachmittag.

Der Helikopter der "Castle Air" war von der Firma RotorMotion geleast, gab die Nachrichtenagentur AP bekannt. Der Flug startete in Surrey, Ziel war laut Polizeiangaben Elstree in Hertfordshire. Die Route entsprach laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa dem Flugplan. Ein Sprecher des nahen Battersea Heliports sagte, dass der Pilot eine Landung wegen schlechter Sicht angefragt hätte.

Feuerwehrleute und Rettungskräfte eilten nur Minuten nach den ersten Notrufen zum Absturzort. Ein Zeuge berichtete, eines der Autos sei explodiert, während der Fahrer offenbar darin festsaß. Ein Mann wurde von Feuerwehrleuten aus einem in Flammen stehenden Auto gerettet.

60 Feuerwehrleute rückten zum Unfall aus.
60 Feuerwehrleute rückten zum Unfall aus.(c) EPA/ANDY RAIN

Chaotische Szenen

Augenzeugen berichteten von Autos, die am Unfallort Feuer gefangen hatten. Der Kran war sietlich eines neu gebauten Gebäudekomplexes am Südufer der Themse montiert. Er hing nach dem Unfall an der Seite des Gebäudes nach unten, dürfte aber derzeit stabil sein, wie ein Feuerwehrsprecher am frühen Mittwochnachmittag mitteilte. Eine Augenzeugin berichtet laut "Guardian", dass sie den Hubschrauber schon vor der Kollission in einem unsicheren Zustand gesehen habe.

Augenzeuge Edmir Pishtar berichtete, er habe mit dem Kranführer gesprochen. "Er zitterte am ganzen Leib, er war spät dran und wollte gerade auf seinen Kran klettern", sagte Pishtar, der zum Zeitpunkt des Unglücks in seinem Transporter vor der Baustelle wartete. Der Ausleger des Krans wurde durch die Kollision offenbar abgerissen.

Ein Augenzeuge berichtet der Online-Seite des "Guardians": "Der Helikopter hat mich und meinen Mitbewohner beinahe getötet. Wir waren gleich daneben, nur einige Fuß neben der Stelle, wo er explodiert ist. Wir gingen gerade zur Arbeit und sahen den Hubschrauber, wie er mit der Spitze des Krans touchierte - da war ein lauter Krach - und er kam außer Kontrolle auf uns zu."

(c) Reuters/Stefan Wermuth

Der Verkehr rund um die Absturzstelle kam zum Erliegen. Auch der Bahnhof Vauxhall wurde gesperrt, berichten die Verkehrsbetriebe "South West Trains". Die Züge hielten nicht in der Station und fuhren durch. Auch Gebäude rund um die Absturzstelle wurden CNN zufolge evakuiert.

Glücklicher Zufall: Kranführer kam zu spät

Der Kranführer kam an diesem Morgen zu spät in die Arbeit und war erst auf dem Weg nach oben, als der Helikopter den Führerstand traf. Kollegen des Mannes erzählten der Nachrichtenagentur AP, dass er bisher noch nie zu spät gekommen sei.

Der Kran gehörte zum "St George Wharf tower", einem großen Wohn-Wolkenratzer in Bau. Das Gebäude soll nach seiner Fertigstellung 2014 das höchste Wohngebäude Londons sein. Das 185 Meter hohe Gebäude ist nach Angaben der Baufirma derzeit unbewohnt. Insgesamt entstehen dort 212 Wohnungen auf 52 Stockwerken. Medienberichten zufolge könnten die Penthouse-Wohnungen bis zu 50 Millionen Pfund kosten.

Schlechte Sicht - Behörden prüfen

Die Luftfahrt-Behörden (Air Accidents Investigation Branch, AAIB) werden prüfen, ob der Hubschrauber alle Vorschriften eingehalten hat, berichtet der "Guardian". Auch, ob der Kran mit einem Warnlicht ausgestattet war, wird noch untersucht. Letzten Informationen zufolge gab es diese Lichter und sie sollen auch regelmäßig kontrolliert worden sein.

Piloten, die mit einem Helikopter über London fliegen, werden von der "Air traffic contol clearance" geleitet. Julian Firth von der AAIB sagte, es könnte "mehrere Monate" dauern, bis die Untersuchung des Falles abgeschlossen sein wird.

In London dürfen nur zweimotorige Hubschrauber über die Innenstadt fliegen. Einmotorige Maschinen müssen dem Verlauf der Themse folgen. Bei schlechten Sichtbedingungen wie zum Zeitpunkt des Absturzes dürfen nur Piloten fliegen, die den Helikopter ausschließlich mithilfe der Instrumente steuern können. Außerdem werden dann fixe Routen seitens der Civil Aviation Authority festgelegt.

(Red./APA)

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