Kalifornien: Katz-und-Maus-Spiel mit Ex-Cop beendet

Blutiges KatzundMausSpiel Kaliforniens Bergen
Blutiges KatzundMausSpiel Kaliforniens Bergen c REUTERS ALEX GALLARDO
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Die Verfolgungsjagd auf Christopher Dorner hielt die Polizei von Los Angeles fast eine Woche lang in Atem und die ganze Nation in Bann. Am Ende richtete er sich selbst.

[WASHINGTON] Es war eine Koinzidenz, wie sie sich Barack Obama sicherlich nicht gewünscht hatte und die doch wie bestellt wirkte für sein emotionales Schlussplädoyer bei seiner Rede zur Lage der Nation. Während der Präsident im Kapitol in Washington in der Nacht zum Mittwoch vor den Augen der Eltern der 15-jährigen Hatiya Pendleton – des jüngsten Opfers der Gewaltserie in den Straßen Chicagos – die Parlamentarier zur Waffenkontrolle aufrief, ging in den Bergen der südkalifornischen Skiregion Big Bear Lake der letzte Akt eines neuerlichen Gewaltdramas zu Ende.

In den vergangenen sechs Tagen hatte dort das Katz-und-Maus-Spiel des Expolizisten Christopher Dorner die Nation so sehr in Atem gehalten, dass die jährliche Regierungserklärung des Präsidenten nachgerade zum Pausenfüller geriet. Helikopter der kalifornischen TV-Stationen kreisten über der Berghütte, der Reporter Carter Evans kam kurz selbst ins Kreuzfeuer und die TV-Kameras lieferten den Schusswechsel live in die Wohnzimmer – blutiges Reality-TV à la Hollywood, nur zwei Autostunden von der Filmmetropole Los Angeles entfernt.

Nach einer filmreifen Verfolgungsjagd hatte ein 200-köpfiges Spezialkommando der LAPD, der Polizei von Los Angeles, ihren Exkollegen in einer Hütte im Wald eingekreist. Rauchbomben gingen hoch, ein Roboter walzte die Wände der Hütte nieder, im Haus fiel ein Schuss und plötzlich brannte es, begleitet von einem Feuerwerk aus platzender Munition. Stunden später erst wagten sich Forensiker in die Ruine, um die verkohlte Leiche des 33-jährigen Chris Dorner zu sezieren, der in seinem selbsterklärten Rachefeldzug gegen die LAPD mindestens vier Menschen getötet, mehrere verletzt und sich letztlich in der Hütte selbst gerichtet hatte.

Die Polizei hatte ein Kopfgeld von einer Million Dollar auf Dorner ausgesetzt, der vor seinem Job als Polizist Scharfschütze bei der US-Navy war. Mehr als 1000 Hinweise gingen ein, doch lange tappte die Polizei im Dunkeln. Bis in die mexikanische Grenzstadt Grenzstadt Tijuana erstreckte sich ihre Suche mit Bluthunden, Wärmebildkameras und Hubschraubern, denn Dorner wollte per Boot aus dem Jachthafen von San Diego nach Mexiko fliehen, was misslang.

Privatfehde gegen Polizei


Rund um den eingeschneiten Big Bear Lake bei San Bernardino, einem populären Skiresort, wo Polizisten schließlich den in Brand gesteckten Pick-up-Truck Dorners fanden, durchstöberten Suchmannschaften jede Hütte. Dabei hielt sich der Ex-Cop vermutlich die meiste Zeit in unmittelbarer Nähe des Einsatzzentrums verschanzt, phasenweise dürfte er auch zwei Geiseln genommen haben – zwei Hausangestellte in einer leer stehenden Hütte.

Begonnen hatte der Krimi vorigen Donnerstag, als die Polizei Dorner als Hauptverdächtigen in einem Mord an einem Campus-Wächter und seiner Verlobten (der Tochter eines Exkollegen) identifizierte. Auf der Flucht tötete er einen Polizisten in Riverside und einen am Big Bear Lake.
Die LAPD hatte den Kriegsveteran 2008 aus disziplinären Gründen entlassen, weil er einen Kollegen bezichtigte, einen Verdächtigen misshandelt zu haben. Dorner witterte sogleich Rassismus. Auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte er ein Manifest, in dem er einen „unkonventionellen und asymmetrischen Krieg“ mit der Polizei ankündigte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14. Februar 2013)

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