Pferdefleisch-Skandal: Berlakovich will „Reisepass“

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PferdefleischSkandal Berlakovich will Reisepass c GEPA pictures GEPA pictures Christian Walgram
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Der Skandal dürfte weite Kreise ziehen. In Deutschland wurde Pferdefleisch in Kebab-Buden gefunden. In den europaweiten Skandal sind mehr Firmen verwickelt als bisher bekannt.

[Wien/AG./CIM] Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) will beim nächsten EU-Ministerrat Ende Februar einen „Lebensmittel-Reisepass“ beantragen. Dieser soll auch bei verarbeiteten Produkten die Ursprungsorte der Inhaltsstoffe auf dem Etikett ausschildern. Das System solle, so seine Pläne, mit einer EU-weiten Datenbank verknüpft werden. Auch Grünen-Chefin Eva Glawischnig plädierte am Sonntag für eine europaweite detaillierte Kennzeichnung. Sie ortete „dringenden Handlungsbedarf“ und meinte, dass die starke Konzentration des Lebensmittelbereichs „zum Betrug einlädt“.
In den europaweiten Skandal sind mehr Firmen verwickelt als bisher bekannt. Nach und nach kommt Licht in das Netz aus Produzenten, Lieferanten und Händlern von Fertigprodukten
Das vom Diskonter Lidl aus den Regalen entfernte Gericht „Tortelloni Rindfleisch“ etwa stammt nicht wie angenommen aus Stuttgart. Die Hilcona AG fertigt das Produkt in Liechtenstein. Die Rohware dafür stamme von Vossko aus Ostbevern (Nordrhein-Westfalen) oder dem Schweizer Hersteller Suttero aus Gossau, heißt es von Lidl. Die heimischen Behörden gehen davon aus, dass noch mehr Produkte mit Pferdefleisch gefunden werden.

144 Tonnen verdächtige Produkte


In Deutschland sind offenbar auch Kebab-Buden vom Skandal um falsch deklariertes Fleisch betroffen. Der Sender RTL fand bei Stichproben in 20 Imbissbuden in Leipzig und Berlin in einem Fall Pferdefleisch. Zudem hätten Lebensmittelexperten in drei Proben bis zu sieben Prozent Schweinefleisch nachgewiesen. Gläubigen Muslimen ist der Verzehr von Schweinefleisch untersagt.
Die Supermarktkette Rewe hat in Deutschland indes wegen des Verdachts auf Pferdefleisch tiefgekühltes Chili con Carne und tiefgekühlte Spaghetti Bolognese aus den Regalen genommen.
Die bisher gefundenen Produkte könnten erst die Spitze des Eisbergs sein. Nach Informationen des „Spiegel“ sind laut einer internen Lieferliste der EU-Kommission zwischen November 2012 und Ende Januar 2013 mindestens 359.722 Packungen – zusammen knapp 144 Tonnen – Lasagne und Cannelloni aus einem verdächtigen Betrieb in Luxemburg allein nach Deutschland gekommen.

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