Bisher wurden im Zuge des Pferdefleischskandals 302 Proben gezogen, fündig wurden die Tester in Tortelloni, Würsteln und einem Kebapspieß. An den Essgewohnheiten der Österreicher dürfte das nicht viel ändern.
Der Pferdefleischskandal hat wenig Auswirkungen auf den Fleischkonsum der Österreicher. Laut einer Umfrage des Nachrichtenmagazins "profil" wollen 77 Prozent der Befragten deswegen nicht weniger Fleisch essen als zuvor. Nur 21 Prozent gaben an, künftig weniger zu konsumieren. Zwei Prozent wollten sich dazu nicht äußern.
Bei der Suche nach nicht deklarierten Pferdefleisch-Anteilen in Lebensmitteln sind in Österreich bis Samstag 302 amtliche Proben gezogen worden. Laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) wurden mehr als 100 davon bereits untersucht. Fündig wurden die Tester in den vergangenen Tagen in Tortelloni, Kärntner Würsteln und einem Kebapspieß.
Sieben Mal Pferde-DNA
Bei der AGES lagen bis Samstag 179 Proben vor, 66 Proben wurden bereits analysiert, davon enthielten sieben Pferde-DNA. In "Combino Tortelloni, Sorte Rindfleisch, 400g" (zwei unterschiedliche Chargen desselben Produkts) betrug der Pferdefleischanteil 5,2 Prozent. Rückstände des Wirkstoffs Phenylbutazon wurden in dieser Probe nicht nachgewiesen.
Zusätzlich wurden auch Fertiggerichte mit Schweinefleisch untersucht. In keiner von bisher sechs analysierten Proben fand sich Pferde-DNA.
Vom Kebap zur Lavanttaler Bauernwurst
Die Lebensmitteluntersuchungsanstalt Wien hat bisher 35 von 49 gezogenen Proben fertig untersucht, zwei waren "positiv": "Combino Tortelloni, Sorte Rindfleisch, 400g" (andere Charge als AGES-Probe). Die Quantifizierung war hier noch ausständig, ebenfalls bei einer Probe "Rind Kalb Puten Drehspieß" (Kebap), Lilla Gastronomie KG, 1160 Wien.
In Vorarlberg sind 16 von 36 Proben (und nicht 41 Proben wie gestern gemeldet) untersucht worden. In Kärnten wurde in zwei von 38 Proben Pferde-DNA nachgewiesen: "Kärntner Hauswürstl" und "Lavanttaler Bauernwurst", Firma Josef Freitag aus St. Georgen im Lavanttal. Die Quantifizierung der Produkte durch die AGES ergab einen nicht deklarierten Pferdefleischanteil von 27 Prozent in der "Lavanttaler Bauernwurst" und von 18 Prozent im "Kärntner Hauswürstl".
Staatsanwaltschaft ermittelt
Die Klagenfurter Staatsanwaltschaft hat einstweilen das Landeskriminalamt (LKA) mit Ermittlungen im Fall der Kärntner Fleischerei Freitag aus St. Georgen im Lavanttal beauftragt. Wie die "Kleine Zeitung" (Samstagsausgabe) berichtete, geht es unter anderem um den Verdacht des schweren Betrugs. Der Anwalt des Fleischers Franz Großmann wies die Vorwürfe als "übertrieben" zurück und will maximal - weil Rindfleisch für die "Kärntner" Würste aus der Steiermark zugekauft worden sei - eine "nicht ganz zulässige Werbung" erkennen. Der Fleischer wurde bereits von der Polizei befragt.
An seinem Standpunkt, er wisse nicht, wie das Pferdefleisch in seine Produkte gekommen sei, habe sich nichts geändert, sagte Großmann dem Blatt. Am Mittwoch war bekannt geworden, dass in den Sorten "Kärntner Hauswürstl" und "Lavanttaler Bauernwurst" nicht unerhebliche Anteile an nicht deklariertem Pferdefleisch enthalten sind.
67 positive Tests in Deutschland
In Deutschland ist nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums bis Freitagabend in 67 Fällen Pferdefleisch in falsch etikettierten Fertigprodukten nachgewiesen worden. Ein Ministeriumssprecher sagte der Zeitung "Bild am Sonntag", bisher hätten die Kontrollbehörden der Bundesländer 830 Proben untersucht.
Spitzenreiter bei den positiven Labortests ist demnach Nordrhein-Westfalen mit 27 Fällen, gefolgt von Hessen (13), Baden-Württemberg (8) und Bayern (8). Weitere betroffene Länder sind Mecklenburg-Vorpommern (5), Brandenburg (4) und Hamburg (2).
(APA)