Russisches Kreuzfahrtschiff treibt herrenlos im Atlantik

Undatiertes Archivbild der
Undatiertes Archivbild der "Lyubow Orlova"(c) Lilpop, Rau&Loewenstein / Wikipedia
  • Drucken

Die schrottreife "Lyubov Orlova" treibt seit Ende Jänner im Atlantik. Kein Land fühlt sich zuständig. Umweltschützer warnen vor einer möglichen Kollision.

Die "Lyubov Orlova" treibt seit fast einem Monat ohne Crew und ohne Passagiere an Bord im Nordatlantik. Für das ehemalige russische Kreuzfahrtschiff fühlt sich kein Staat zuständig. Das Schiff nähert sich im Moment wieder der europäischen Küste. Die französische Umweltschutzorganisation "Robin des Bois" warnt: Das Schiff sei eine "akute Gefahr".

Denn wenn das Schiff zerbreche oder mit einem Schiff kollidiere, könnten große Mengen an Treibstoff, giftigen Chemikalien, Asbest und andere giftige Stoffe ins Meer gelangen. Das Schiff hat keine Warnlichter und ist für andere Schiffe somit schwer zu orten.

Notrufsignal empfangen

Die kanadische Zeitung "The Telegram" berichtet, dass ein Funksignal einer Funkbake an Bord des Schiffes empfangen worden sei. Eine Funkbake ist ein Nagivationsfunkdienst, mit deren Hilfe die Position eines Objektes bestimmt werden kann. "Sie kann sich selbst aktiviert haben. Oder das Schiff ist gesunken. Alles ist zu diesem Zeitpunkt nur Spekulation", sagt Wayne Jaris vom "Joint Rescue Coordination Centre" in Halifax, das alle Rettungseinsaätze im Osten Kanadas koordiniert.

Die Bake kann händisch aktiviert werden oder sie setzt automatisch Signale ab, wenn sie auf Wasser trifft. Es ist also auch möglich, dass sich ein Rettungsboot gelöst hat, auf denen Ebenso Funkbaken angebracht sind.

Abschleppseil gerissen

Die "Lyubov Orlova" gehört einem Schrotthändler in der Dominikanischen Republik. Dieser wollte das 1976 gebaute Schiff zerlegt. Der Transport missglückte. Einen Tag nach der Abfahrt von der kanadischen Insel Neufundland am 23. Jänner riss das Schleppseil. Am 31. Jänner wiederholte sich das Problem, das Seil riss erneut. Der Schlepper wurde von den kanadischen Behörden zur Inspektion gerufen.

Seit diesem Zeitpunkt treibt das Schiff in internationalen Gewässern. Keine Nation fühlt sich zuständig. An Bord gibt es kein Ortungsgerät, keine Warnlichter. Nach US-Angaben liegt das Schiff derzeit etwa 2400 Kilometer westlich von Irland.

Niemand zuständig

Es gebe zwar ein internationales Abkommen, was Rettungsaktionen für Menschen auf Schiffen in internationalen Gewässern betrifft, aber keine Übereinkunft schreibe vor, wer für ein leeres Schiff zuständig sei, sagt Jacky Bonnemain, der Sprecher von "Robin des Bois" gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP.

Eine Lösung des Problems ist nicht in Sicht. Da das Schiff leer und damit leicht ist, wird es stark von Wind und Wellen gesteuert. Derzeit wird geschätzt, dass die "Lyubov Orlova" am ehesten in Richtung Irland abdriften könnte.

(Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wien

Ein Geisterschiff wird kommen...

Ein ausgemustertes Kreuzfahrtschiff, das einst die Polarregionen befahren hat, treibt führerlos Richtung Europa und bedroht Schifffahrt und Umwelt. Unklar ist, wie viel Diesel und giftige Substanzen an Bord sind.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.