Deutschland: Krebserregender Schimmelpilz in Tierfutter

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Mindestens 10.000 Tonnen des mit Aflatoxin B1 kontaminierten Futtermaises sind im Umlauf. Verfüttert wird er an Schweine, Rinder und Geflügel. Eine Gefahr für Verbraucher soll es nicht geben.

Nach Betrug mit Pferdefleisch und Bio-Eiern gibt es in Deutschland den dritten Nahrungsmittelskandal binnen weniger Wochen: Futtermittelhersteller haben 10.000 Tonnen mit einem Schimmelpilz-Gift verseuchten Mais verarbeitet und an Tausende Bauernhöfe ausgeliefert. Nach Angaben des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums am Freitag ist jedoch nicht von Gefahren beim Verzehr von Milch und Fleisch auszugehen. Auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wollte keine Warnung herausgeben.

Der Mais stammte aus Serbien. In ihm war der Grenzwert für das Schimmelpilz-Gift Aflatoxin von 0,02 Milligramm pro Kilogramm Futter um das Zehnfache überschritten worden. 45.000 Tonnen des Maises wurden im Hafen Brake angelandet. In einer Lagerhalle in Bremen konnten 25.000 Tonnen davon sichergestellt werden, in Brake selbst 10.000 Tonnen.

10.000 Tonnen geliefert

Die übrigen 10.000 Tonnen wurden an 13 niedersächsische Futtermittelhersteller geliefert. Diese verkauften das Mischfutter mit dem verseuchten Mais an Tausende landwirtschaftliche Betriebe in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Auch in die Niederlande sei verseuchtes Futter geliefert worden, teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium mit. Vorsorglich seien auch die übrigen Bundesländer und die EU-Kommission informiert worden.

Entdeckt wurde die Kontamination durch den Routinetest von Milch eines Hofes. Daraufhin wurde der Weg des Giftes zurückverfolgt bis zur Mais-Lieferung aus Serbien. Nach Angaben des deutschen Landwirtschaftsministeriums ist nicht zu erwarten, dass in Fleisch von Masttieren durch das verseuchte Futter die Höchstwerte für das Gift überschritten werden.

Milch: Keine akute Gefahr

Anders sieht es bei Milch aus, da erfahrungsgemäß auch geringe Grenzwertüberschreitungen im Futter der Kühe zu Grenzwertüberschreitungen in der Milch führen. Dennoch ist aus niedersächsischer Sicht keine akute Gefahr geben, da die Milch mehrerer Betriebe in einem Tank zusammengemischt und damit das Gift verdünnt wird. Außerdem würden die Molkereien monatlich ihre Milch auf Aflatoxin testen.

Bereits zur Jahreswende 2010/2011 stand Niedersachsen im Mittelpunkt eines Futtermittelskandals. Damals hatte ein Hersteller dioxinverseuchtes Fett an Futtermittelhersteller geliefert. Zehntausende Höfe hatten Mischfutter bezogen, in dem dioxinverseuchtes Fett enthalten war. Erst am Donnerstagabend hatte der Deutsche Bundestag die vorerst letzte Konsequenz aus dem Dioxin-Skandal gezogen, indem er eine Versicherungspflicht für Tierfutterhersteller beschloss. Damit sollen insbesondere Landwirte entschädigt werden, deren Nutztiere vergiftet wurden.

Auch Höfe in Rheinland-Pfalz betroffen

Von dem Skandal ist auch Rheinland-Pfalz betroffen. Wie eine Sprecherin des Landes-Landwirtschaftsministeriums in Mainz am Abend mitteilte, wurde Mischfutter mit verseuchtem Mais an zwei Betriebe in dem Bundesland geliefert. Das habe sich am Freitag herausgestellt. Die Betriebe würden nun kontrolliert und etwaige Restbestände des Tierfutters sichergestellt, hieß es weiter. Generell würden die Kontrollen verstärkt, sagte die Sprecherin.

(APA/dpa)

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