Fall Yunus: Niederlande wütend über "türkische Einmischung"

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Ein türkisches Pflegekind, das von einem lesbischen Paar aufgezogen wird, sorgt weiter für Aufregung.

Den haag/Htz. Der niederländisch-türkische Streit um das neunjährige Pflegekind Yunus spitzt sich immer mehr zu: Mit ungewöhnlich scharfen Worten wies der niederländische Vizepremier und Sozialminister Lodewijk Asscher nun „die türkische Einmischung“ in innere Angelegenheiten der Niederlande zurück. Was sich Ankara im Vorfeld des für Donnerstag anstehenden Staatsbesuchs des türkischen Premiers Recep Tayyip Erdoğan leiste sei „unerhört und anmaßend“. Der Sozialdemokrat forderte den liberalen Premier Mark Rutte auf, das in seinen Gesprächen mit Erdoğan „unmissverständlich deutlich zu machen“.

Der heute neunjährige Yunus wurde im Alter von vier Monaten mit einem Armbruch und schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus in Den Haag eingeliefert. Dieses schaltete daraufhin das Jugendamt ein, welches beantragte, dass den aus der Türkei stammenden Eltern das Sorgerecht entzogen werden müsse. Ein Gericht gab diesem Antrag statt.

Yunus kam zu niederländischen Pflegeeltern – einem lesbischen christlichen Paar. Nun will die leibliche Mutter von Yunus ihren Sohn zurück. Sie will nicht länger zulassen, dass Yunus von zwei lesbischen und christlichen Frauen erzogen wird: „Yunus muss gemäß unseren islamischen Normen und Werten aufwachsen. Er ist ein türkisches Kind“, sagte sie in einem Interview mit einem türkischen TV-Sender. Außerdem bat sie Erdoğan persönlich um Hilfe.

Nach Drohungen untergetaucht

Yunus und seine beiden lesbischen Pflegemütter sind inzwischen aus Sicherheitsgründen an einem geheimen Ort untergetaucht und erhalten Personenschutz, da sie seit Bekanntwerden des Falles in der Türkei mehrfach Drohungen erhielten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2013)

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