Ein rettender "Strohhalm" gegen das Massensterben

rettender Strohhalm gegen Massensterben
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Das simple"LifeStraw"-Gerät einer dänisch-schweizerischen Firma verwandelt dreckiges Wasser in null Komma nichts zu Trinkwasser. NGOs wie World Vision verteilen es etwa in Afrika und bekämpfen damit Seuchen.

Lausanne/Wien/Wg. Fast 900 Millionen Menschen, etwa 37Prozent davon in Afrika südlich der Sahara, haben laut UNO Zugang nur zu unsauberem Trinkwasser, 43Prozent der Weltbevölkerung sollen keine Leitungen mit Trinkwasser in ihrer Nähe haben. Jährlich gibt es daher über vier Milliarden (!) Fälle von Durchfallerkrankungen, die rund 1,8 Millionen Todesopfer fordern.

Der Bau einer Trinkwasserinfrastruktur ist ein langer, teurer Prozess, Methoden zur Reinigung, etwa durch Abkochen oder Chemikalien, sind umständlich und/oder teuer. Seit einigen Jahren haben Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz und World Vision aber ein simples, billiges Mittel: den Filter „LifeStraw“ (Lebensstrohhalm) der dänisch-schweizerischen Firma Vestergaard Frandsen.

Es gibt zwei Typen: Ein 31 Zentimeter langes Rohr von drei Zentimeter Durchmesser, man kann es bei sich tragen und damit bedenkenlos aus jeder Pfütze trinken, nach 1000 Litern soll man die Filter wechseln; das größere LifeStraw Familiy, im Grunde ein Kübel, aus dem ein Schlauch hängt, oben füllt man Wasser ein, unten läuft es sauber heraus, neun Liter pro Stunde.

99,999-prozentige Reinheit

Die Filter reichen für 18.000 Liter (genügt fünf Menschen über drei Jahre), sie fangen 99,999Prozent der Partikel, Bakterien und Viren auf. Strom oder größere Wartung ist unnötig, der Preis wird mit um die fünf Euro beim kleineren bzw. 18 bis 24 Euro beim größeren angegeben. Die „Strohhalme“ wurden u.a. in Haiti und Pakistan verteilt, sie senkten die Durchfallfälle um bis zu 63Prozent. „Wir haben jüngst 5000 Stück im Südsudan und in Kenia verteilt, damit lässt sich aus morastigen Flüssen trinken“, sagt World-Vision-Experte Dirk Bathe.

Vestergaard Frandsen entstand 1957 in Dänemark, machte zunächst Uniformen und seit den 1990ern „Überlebenstechnologie“ für die Dritte Welt. Sitz ist heute Lausanne. LifeStraw eignet sich auch für Wanderer und Abenteurer und ist auch per Internet erhältlich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2013)

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