NSU-Prozess: Akkreditierungen in drei Stunden weg

Ankara forderte Zulassung türkischer Medien zum NSU-Prozess
Ankara forderte Zulassung türkischer Medien zum NSU-Prozess EPA
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Die Vergabe der Medien-Plätze bei dem Terror-Prozess in München sorgt weiter für Aufregung. Nun mahnt auch die türkische Regierung, das Vorgehen zu überdenken.

Deutsche und internationale Medien haben bei der Akkreditierung zum Münchner Prozess um die Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) nur knapp drei Stunden Zeit gehabt, einen der begehrten garantierten Presseplätze zu ergattern. Das 50. Gesuch sei am 5. März um 11.42 Uhr eingegangen, teilte eine Sprecherin des Oberlandesgerichts München am Donnerstag mit.

Das Gericht hatte um 8.56 Uhr ein E-Mail mit den Akkreditierungsbedingungen versandt. Berücksichtigt wurden die Anfragen nach ihrem Eingang. Nur die ersten 50 Medien bekamen garantierte Sitzplätze, da das Gericht aus rechtlichen Gründen nicht mehr Plätze reservieren kann. Dass auf keinem dieser Plätze ein Vertreter eines tükisches Medium sitzten wird, sorgte zuletzt für Aufregung, zumal viele der Opfer der verhandelten Taten aus der Türkei stammten (DiePresse.com berichtete).

Türkei fordert besseren Zugang

Unterdessen hat am Donnerstag die türkische Regierung einen besseren Zugang türkischer Medien zum Prozess gefordert. Angesichts der Bedeutung des Verfahrens für die Türken in Deutschland und die Öffentlichkeit in der Türkei sei zu wünschen, dass das Gericht seine bisherigen Entscheidungen in dieser Sache überdenke, hieß es aus türkischen Regierungskreisen. Zwischen den Regierungen in Ankara und Berlin gebe es in dieser Frage keinerlei Differenzen.

Auch türkischer Botschafter hat keinen Platz

Die im November 2011 aufgeflogene Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) wird für eine Deutschland-weite Mordserie an neun Migranten und einer deutschen Polizistin verantwortlich gemacht. Acht Opfer hatten türkische Wurzeln.

Dennoch hatte das Gericht auch eine Platzreservierung für den türkischen Botschafter in Berlin, Hüseyin Avni Karslioglu, abgelehnt. Karslioglu kündigte Anfang der Woche in der Zeitung "Hürriyet" an, auch ohne reservierten Sitzplatz im Gerichtssaal zur Prozessbeobachtung nach München zu reisen.

(APA)

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