Costa Concordia: Schettino und Kollegen vor Gericht

Archivbild: Der Fall der havarierten Costa Concordia nähert sich dem Zivilprozess.
Archivbild: Der Fall der havarierten Costa Concordia nähert sich dem Zivilprozess.(c) EPA/LUCA ZENNARO
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Die Insel Giglio fordert eine Entschädigung von 80 Millionen Euro. Rund 200 Personen wollen als Zivilkläger am Verfahren teilnehmen.

In der toskanischen Stadt Grosseto hat am Montag die Voranhörung von sechs Beschuldigten im Rahmen des Verfahrens um die Havarie des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" begonnen. Kapitän Francesco Schettino erschien in Begleitung seiner Rechtsanwälte vor Gericht. Neben ihm müssen sich ein Steuermann, der Krisenmanager des Kreuzfahrt-Unternehmens Costa Crocieres, Roberto Ferrarini, sowie drei Offiziere verantworten. Die Richter sollen entscheiden, ob es einen Prozess gegen die sechs Beschuldigten geben wird. Für die Anhörung wurden mehrere Termine bis Juli anberaumt.

Der Verteidiger Schettinos, Francesco Pepe, betonte, dass der Kapitän einen Arbeitsunfall erlitten habe. "Man kann ihn dafür nicht kriminalisieren", sagte Pepe. Laut dem Verteidiger sei die Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere, Betreiber des Kreuzfahrtschiffes, wegen schwerer Sicherheitsmängel an Bord für das Unglück verantwortlich. Costa Crociere versuche jetzt, dem Kapitän die ganze Schuld für die Havarie in die Schuhe zu schieben. Pepe bestritt auch, dass sein Mandant das Schiff mit tausenden Passagieren an Bord verlassen habe. "Schettino hat zwei Mal versucht, wieder an Bord zurückzukehren", betonte der Verteidiger.

Costa Crociere zahlt eine Million Euro und klagt

Costa Crociere beteiligt sich als Zivilkläger an dem Verfahren. Gegen die Kreuzfahrtgesellschaft wird es keinen Prozess geben. Sie hatte sich vergangene Woche mit dem Gericht auf einen Vergleich geeinigt. Das Unternehmen zahlt eine Million Euro für das Fehlverhalten seiner Mitarbeiter. Die Reederei will als Nebenklägerin Schadensersatz für den Verlust des Schiffes fordern. "Neben den Opfern ist die Gesellschaft Costa Crociere diejenige, die den größten Schaden durch dieses Unglück erlitten hat. Wir haben ein Schiff im Wert von 500 Millionen Euro verloren", sagte der Rechtsanwalt der Kreuzfahrtgesellschaft, Marco De Luca.

Die ungefähr 1000 Bewohner der Insel Giglio, vor der das Kreuzfahrtschiff auf Grund gelaufen ist, verlangen eine finanzielle Entschädigung von mindestens 80 Millionen Euro für das Schiffsunglück im Jänner 2012, berichtete der Rechtsanwalt der Gemeinde Giglio, Alessandro Maria Lecci. Die Gemeinde sieht ihre Zukunft als Touristenziel beeinträchtigt und will ebenfalls als Zivilkläger am Prozess teilnehmen - so wie der Konsumentenschutzverband Codacons und weitere 200 Personen.

Damit können sie ihre Entschädigungsforderungen einreichen. Die Rechtsanwälte von etwa 100 Concordia-Passagieren stellten einen Antrag auf Konfiszierung eines Costa-Schiffes oder von Anteilen an Reederei als Garantie für eine Entschädigung ihrer Mandanten. Sie verlangten eine Million Euro pro Person.

Die "Costa Concordia" hatte am 13. Jänner 2012 mit mehr als 4.200 Menschen an Bord einen Felsen vor der Insel Giglio gerammt und war auf Grund gelaufen. Dabei starben 32 Menschen. An Bord befanden sich 77 Österreicher. Costa Crociere hat seine Mitverantwortung anerkannt, da mehrere Angestellte des Unternehmens als Schuldige des Unglücks gelten. Costa Crociere gehört zum US-Kreuzfahrtriesen Carnival.

(APA)

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