Zusammenstöße bei Protesten gegen Homo-Ehe in Paris

Nach der Abstimmung in der Nationalversammlung kam es zu heftigen Zusammenstößen von Gegnern der neuen Regelung und der Polizei.
Nach der Abstimmung in der Nationalversammlung kam es zu heftigen Zusammenstößen von Gegnern der neuen Regelung und der Polizei.(c) EPA
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Auch die Nationalversammlung stimmte zu, dass gleichgeschlechtliche Paare heiraten und Kinder adoptieren dürfen. Die Gegner sind empört. In Paris musste die Polizei Tränengas gegen Demonstranten einsetzen.

Nach der endgültigen Verabschiedung der Homo-Ehe in Frankreich haben sich Gegner der Reform gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Nach einem Protestzug in Paris warfen teils vermummte Demonstranten am späten Dienstagabend Steine, Flaschen und Knallkörper auf die Sicherheitskräfte. Mit der umstrittenen Reform befasst sich nun der französische Verfassungsrat.

Nach der Schlussabstimmung in der Nationalversammlung zur Homo-Ehe demonstrierten zunächst nach Polizeiangaben rund 3500 Menschen nahe des Parlamentsgebäudes friedlich gegen die Reform. Sie forderten in Sprechchören den Rücktritt von Staatschef Francois Hollande, der mit der Einführung der Homo-Ehe eines seiner zentralen Wahlversprechen umsetzte.

500 gewaltbereite Demonstranten blieben

Als die Veranstalter die Demonstration am späten Abend beendeten und die Teilnehmer über Lautsprecher aufriefen, friedlich nach Hause zu gehen, blieben laut Polizei rund 500 Demonstranten vor Ort. Sie attackierten die Polizisten, die mit Barrieren und Einsatzwagen die Zugänge zur Nationalversammlung abgesperrt hatten. Später warfen die Randalierer auch Gegenstände von einer Baustelle wie Pflastersteine und Eisenstangen.

"Die Auseinandersetzungen sind extrem gewalttätig", sagte ein Polizist. Ein Beamter wurde demnach durch einen Pflasterstein am Kopf verletzt und verlor vorübergehend das Bewusstsein. Die Polizei setzte Tränengas ein und nahm nach eigenen Angaben zwölf "Rädelsführer" und Gewalttätige fest.

Auch Journalisten wurden von den Randalierern angegriffen und beschimpft, unter anderem als "Kollaborateure" und "Verdorbene". Gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Randalierern und der Polizei gab es auch in der Großstadt Lyon, nach Angaben des Innenministeriums wurden dort 44 Menschen festgenommen.

Hollande ruft zur Ruhe

Präsident Hollande rief am Mittwoch zur Ruhe auf, Innenminister Manuel Valls verurteilte die Randale. Dies sei "inakzeptabel", sagte der Minister. Die in Paris Festgenommenen gehörten "rechtsextremen" Gruppen an.

Bereits in der vergangenen Woche war es nach den täglichen Demonstrationen gegen die Homo-Ehe zu Ausschreitungen gekommen. Gegen das Gesetz, das gleichgeschlechtlichen Paaren auch ein Adoptionsrecht einräumt, hatten die konservative Opposition und die katholische Kirche mobil gemacht, an den Demonstrationen beteiligten sich aber auch Rechtsextreme.

Nächste Station: Verfassungsrat

Die konservative Opposition will die Homo-Ehe nun vom französischen Verfassungsrat stoppen lassen und reichte dort Beschwerde ein. Die Verfassungshüter haben einen Monat Zeit für ihre Prüfung, die Frist kann auf Antrag der Regierung aber auf acht Tage verkürzt werden.

Der für die Beziehungen zum Parlament zuständige Minister Alain Vidalies zeigte sich am Mittwoch zuversichtlich, dass der Verfassungsrat nichts an dem Gesetz zu beanstanden habe. Zwar gebe es immer "Unsicherheiten", sagte Vidalies dem Sender France Info. Die Regierung habe aber alle Vorkehrungen getroffen, um das Gesetz wasserdicht zu machen.

Gibt der Verfassungsrat grünes Licht für die Einführung der Homo-Ehe, will Staatschef Hollande das Gesetz umgehend unterzeichnen. Die Regierung rechnet damit, dass im Juni die ersten Homo-Ehen in Frankreich geschlossen werden können.

(APA/AFP/dpa)

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