Beate Zschäpe will nicht einmal ihren Namen sagen

Beate Zschaepe
Beate Zschaepe (c) REUTERS (KAI PFAFFENBACH)
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Am zweiten Verhandlungstag des NSU-Prozess zu den Neonazi-Morden begann die Verlesung der Anklage.

Wien/München/Red. Vassilios Papadopoulos hat ein Holzkreuz mitgebracht: „Das Kreuz muss bleiben, es gehört dazu“, erteilt der gebürtige Grieche gegenüber dem „Bayerischen Rundfunk“ Forderungen türkischer Politiker eine Absage, das Kreuz in jenem Münchner Gerichtssaal, in dem am Dienstag der NSU-Prozess fortgesetzt wurde, abzuhängen.

NSU steht für „Nationalsozialistischer Untergrund“. Eine dreiköpfige Terrorzelle hat von 2000 bis 2007 zehn Menschen getötet, die meisten aus türkischen Einwandererfamilien. Die Behörden haben den rechtsextremen Hintergrund der Morde nicht erkannt. Zwei der Täter töteten sich Ende 2011 selbst, gegen Beate Zschäpe und vier Unterstützer wird seit vergangenem Dienstag verhandelt. So groß die Aufregung zum Prozessauftakt gewesen ist, nach einwöchiger Pause ist das Interesse merklich gesunken: Nur sechs von 86 Nebenklägern waren im Gerichtssaal, nicht einmal alle türkischen Medien waren noch vor Ort, die sich doch so bitter beklagt hatten, dass sie zunächst keine Presseplätze bekommen hatten.

Drinnen, in Saal A 101 ging es aber zunächst so weiter wie gehabt: Die Anwälte der Angeklagten versuchten, den Prozess weiter zu verzögern, reichten Anträge ein, darunter auf Verlegung in einen größeren Saal. Nach mehreren Unterbrechungen beschied das Gericht: abgelehnt. Am Nachmittag sollten schließlich die Personalien der Angeklagten festgestellt werden, doch nicht einmal dazu war die beharrlich schweigende Zschäpe bereit. Und dann begann endlich das, worauf die Angehörigen der Opfer gewartet hatten: die Verlesung der Anklage, genauer einer 35-seitigen Zusammenfassung. Das volle Dokument umfasst 500 Seiten. Mit einem Urteil wird frühestens 2014 gerechnet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2013)

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