Merkel: 100 Millionen Euro Hilfe an deutsche Flutopfer

Merkel Flutopfer
Merkel Flutopfer(c) Pool/Bpa/reuters/DB Guido Bergma (DB Guido Bergmann)
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Während in Bayern die Wassermassen langsam zurückgingen, stiegen in Osteuropa die Flüsse an. Bratislava bereitete sich auf eine Flutwelle vor.

Prag/Berlin/Gau/Apa. Erst kommen die Fluten, dann kommen die Politiker. Kanzlerin Merkel, Innenminister Friedrich, die Ministerpräsidenten der betroffenen Regionen: Sie alle ließen es sich am Dienstag nicht nehmen, publikumswirksam vor Ort des nassen Geschehens als beherzte Krisenmanager zu posieren. Die Szenerie für ihren Auftritt war weiterhin dramatisch genug. In Passau wurde der Scheitelpunkt der Donau zwar überschritten, mit einem historischen Rekordpegelstand von 12,89 Meter, aber die Wassermassen ziehen sich nur langsam zurück – mit einem Zentimeter pro Stunde. Die Bewohner der überfluteten Altstadt müssen ohne Trinkwasser, Strom und Festnetztelefon auskommen. Weiter verschärft hat sich die Lage in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Besonders stark betroffen sind die historischen Altstädte von Meißen und Pirna an der Elbe.

Trotz der dramatisch hohen Wasserstände haben die Einsatzkräfte die Situation unter Kontrolle. Sie sind auch deutlich besser vorbereitet als beim letzten großen Hochwasser von 2002. Bis jetzt sind, anders als in Tschechien und Österreich, keine Todesopfer zu beklagen. Für die nächsten Tage sagen die Meteorologen eine Entspannung voraus: Ab Mittwoch soll das Hoch „Sabine“ in allen betroffenen Gebieten für trockenes und freundliches Wetter sorgen.

Merkel versprach bei ihrem Besuch in Bayern unbürokratische Soforthilfe des Bundes von 100 Millionen Euro; die Bundesländer sollen zumindest den gleichen Betrag beisteuern. Allein das bayerische Kabinett will aber am Mittwoch schon ein Hilfspaket von 150 Millionen beschließen.

Notstand in Teilen Ungarns

Während sich am Dienstag im Süden Deutschlands die Lage zu entspannen schien, bereitete man sich in der Slowakei auf die nahende Donau-Flutwelle aus Österreich vor. Jüngsten Prognosen zufolge könnte sie höher sein als befürchtet. In der slowakischen Hauptstadt Bratislava (Pressburg) stieg die Dona unaufhaltsam und erreichte bereits Dienstagvormittag mit 8,53 Metern die dritte Hochwasserstufe.

In Teilen Ungarns wurde der Notstand ausgerufen. Die Scheitelwelle der Donau dürfte am Wochenende die ungarische Hauptstadt Budapest erreichen. In mehreren Orten entlang der Donau begannen die Behörden mit Vorbereitungen zur Aufstellung mobiler Schutzdämme.

In der tschechischen Hauptstadt Prag erreichte das Moldau-Hochwasser am Dienstag einen Höchststand. Gegen 6 Uhr früh rauschten nach Behördenangaben 3210 Kubikmeter Wasser pro Sekunde den Fluss hinab – normal sind 150. Die Lage wurde am Dienstag weiter als sehr ernst beschrieben. Zu einer Bedrohung für die historische Bausubstanz wurde auch das steigende Grundwasser. Der U-Bahn-Verkehr blieb eingestellt.

Frau wurde von Baum erschlagen

Die Zahl der durch Hochwasser und Unwetter verursachten Todesfälle stieg in Tschechien auf sieben: Eine Frau wurde in einem Park bei Prag von einem Baum erschlagen. In Melnik am Zusammenfluss von Elbe und Moldau stand das Wasser nur noch 60 Zentimeter unter der Deichkrone, berichtete das tschechische Fernsehen.

In der Stadt Ústi (Aussig) ordneten die Behörden die Evakuierung von weiteren Wohngebieten mit rund 2000 Einwohnern an. Dort werde am Mittwoch ein Pegelstand erwartet, der nur einen knappen Meter unter dem des Jahrhunderthochwassers von 2002 liegen dürfte. In fast allen Regionen Tschechiens gilt seit Sonntag der Notstand.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2013)

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