NSU-Prozess: Holger G. gesteht Hilfe für NSU-Trio

Holger G. verbirgt sein Gesicht hinter einer Mappe. Er gibt an, seit 2004 aus der rechten Szene ausgestiegen zu sein.
Holger G. verbirgt sein Gesicht hinter einer Mappe. Er gibt an, seit 2004 aus der rechten Szene ausgestiegen zu sein.(c) EPA
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Er ist der erste Beschuldigte, der sich ausdrücklich für seine Mithilfe entschuldigt. G. hatte jahrelang Kontakt mit den drei Hauptverdächtigen, will aber aber von den Taten nichts gewusst haben.

Im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München hat der angeklagte Holger G. gestanden, das rechtsextreme Trio im Untergrund unter anderen mit Ausweisen unterstützt zu haben. Er habe aber nichts von deren terroristischen Taten geahnt, sagte G. am Donnerstag. Als erster Angeklagter in dem NSU-Komplex entschuldigte sich G. für seine Taten. "Dass ich dies getan habe, tut mir fürchterlich Leid. Ich möchte mich dafür entschuldigen."

Der wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung angeklagte G. gilt als besonders wichtiger Zeuge, weil er mit den drei mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe während deren fast dreizehn Jahren im Untergrund Kontakt gehalten haben soll.

G. ist der zweite der fünf Angeklagten, der in dem Verfahren um die zehn Morde, zwei Bombenanschläge und fünfzehn Raubüberfälle, die dem NSU zugeschrieben werden, aussagte. Er wandte sich auch direkt an die Angehörigen der Mordopfer. "Zuerst möchte ich den Angehörigen der Opfer mein Mitgefühl zum Ausdruck bringen", betonte er.

"Habe Taten nicht erahnen können"

G. sagte, er sei bereit, für seinen Teil die Verantwortung zu übernehmen. Allerdings sei sein Tatbeitrag nicht derjenige, den ihm die Bundesanwaltschaft vorwerfe. Er habe nur gewusst, dass Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe im Untergrund leben. Ihre Taten habe er nicht erahnt und erahnen können.

Nach eigenen Angaben stieg G. im Jahr 2004 aus der rechten Szene aus. Bei den von ihm gestandenen regelmäßigen Treffen habe es sich vor allem um private Gespräche gehandelt. Nach der Aussage von G. vertagte das Oberlandesgericht den Prozess.

Der Prozess

Morde und Bombenanschläge. Zwischen 2000 und 2007 sollen die Mitglieder des NSU zehn Menschen aus nächster Nähe erschossen und zwei Sprengstoffanschläge mit insgesamt 23 Verletzten verübt haben. Mehr ...

Die fünf Angeklagten. Hauptangeklagt ist Beate Zschäpe, die von Zeugen als "gleichberechtigtes Mitglied" der Terrorzelle bezeichnet wird. Der ehemalige NPD-Funktionär Ralf Wohlleben soll Waffen besorgt haben. Außerdem sollen Casten S., André E. und Holger G. die Zelle unterstützt haben. Mehr ...

Hauptverdächtige sind tot. Die beiden mutmaßlichen Haupttäter Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, mit denen Zschäpe zusammenlebte, hatten sich bei ihrer Enttarnung im November 2011 das Leben genommen.

(APA/AFP)

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