Polizei löst Camp von Asylsuchenden in München auf

Ende des Hungerstreiks in München. Die Polizei räumte das Camp am Münchner Rindermarkt.
Ende des Hungerstreiks in München. Die Polizei räumte das Camp am Münchner Rindermarkt.(c) EPA/KNEFFEL
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Die 44 geschwächten Asylwerber wurden auf zwölf Krankenhäuser verteilt. Sie wollten mittels Durst- und Hungerstreik ein Aufenthaltsrecht erkämpfen.

Was den Wienern die Asylwerber in der Votivkirche, war den Münchnern die Gruppe am Rindermarkt. Das Camp mit knapp 50 Teilnehmern im Hunger- und Durststreik ist Sonntagfrüh von der Polizei aufgelöst worden. 44 der teils stark geschwächten Menschen wurden in zwölf Krankenhäuser gebracht, wie ein Sprecher der Stadt mitteilte. Die Asylwerber aus mehreren asiatischen und afrikanischen Staaten hatten mit ihrer zuletzt lebensgefährlichen Aktion inmitten der Stadt am Rindermarkt die sofortige Anerkennung ihrer Asylanträge erzwingen wollen. Sie hatten seit sieben Tagen gehungert und seit Dienstag auch nichts mehr getrunken.

Zuvor war ein Vermittlungsversuch des ehemaligen Münchner Oberbürgermeisters Hans-Jochen Vogel (SPD) und des Vorsitzenden des Zentralrats der Katholiken, Alois Glück (CSU), gescheitert. Sie hatten eine schnelle Prüfung der Asylanträge binnen 14 Tagen in Aussicht gestellt. Die Gruppe hätte sich aber ein Angebot auf ein Aufenthaltsrecht erhofft, sagte der Sprecher der Gruppe, Ashkan Khorasani.

Khorasani ist laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" vor drei Jahren zu Fuß über die Berge vom Iran in die Türkei geflüchtet. In Deutschland darf er sich als "politisch Verfolgter" aufhalten. Er ist also nicht von einer akuten Abschiebung bedroht - im Gegensatz zu jenen Personen für die er sich einsetzt. Khorasani beteiligte sich aber auch am Hungerstreik.

Unmittelbare Lebensgefahr

Die Polizei musste nach eigenen Angaben am Sonntag um 5 Uhr zunächst eine Sitzblockade räumen. Dabei sei es "zu Gerangel und vorübergehenden Festnahmen gekommen", sagte ein Polizeisprecher.

Die Stadt begründete die Räumung der zuvor geduldeten Aktion mit der konkreten, unmittelbaren Lebensgefahr für die Durststreikenden. Am Freitag hatte Gruppensprecher Khorasani den politisch Verantwortlichen noch ein Ultimatum gestellt und dabei mit dem Tod der Asylsuchenden gedroht: Entweder werde die Forderung der Hungerstreikenden "exakt erfüllt" oder es komme "zu Bobby Sands und Holger Meins auf den Straßen Münchens". Sands und Meins waren Terroristen von IRA und RAF, die sich 1981 und 1974 zu Tode gehungert hatten. Die Nennung der beiden Terroristen brachte der Gruppe allerdings eher Schwierigkeiten. Die Aktivisten beteurten seitdem, dass sie sich nicht als Terroristen sehen. Es sei lediglich um die Form des Hungerstreiks als Druckmittel gegangen.

(APA/AFP/Red.)

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