Indien: Direktoren sollen Schulessen künftig vorkosten

Im armen ostindischen Bundesstaat Bihar sind mindestens 22 Kinder an den Folgen einer kostenlos verteilten Schulmahlzeit aus Reis, Gemüse und Linsen gestorben.
Im armen ostindischen Bundesstaat Bihar sind mindestens 22 Kinder an den Folgen einer kostenlos verteilten Schulmahlzeit aus Reis, Gemüse und Linsen gestorben.(c) Reuters (Mansi Thapliyal)
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Nach dem Tod von mehr als 20 Kindern werfen verängstigte Kinder in Ostindien ihr Essen in Mülleimer oder rühren es gar nicht an.

Nach dem Tod von mehr als 20 Kindern durch ein vergiftetes Mittagessen boykottieren im Osten Indiens tausende Schüler die kostenlos angebotenen Schulspeisen. Die verängstigten Kinder hätten ihre Mahlzeiten in Mülleimer geworfen oder gar nicht erst angerührt, sagte ein ranghoher Regierungsvertreter am Donnerstag. Obwohl die Schulbehörden gelobt hätten, dass eine solche Tragödie nicht mehr vorkommen werde, seien viele Kinder von ihren Eltern angewiesen worden, die Finger vom Kantinenessen zu lassen.

Im armen ostindischen Bundesstaat Bihar sind mindestens 23 Kinder an den Folgen einer kostenlos verteilten Schulmahlzeit aus Reis, Gemüse und Linsen gestorben. Etwa 30 weitere Kinder werden weiterhin im Krankenhaus behandelt. Ersten Erkenntnissen zufolge enthielt das am Dienstag an einer staatlichen Schule verteilte Essen möglicherweise Insektengift.

Schuldirektoren künftig als Vorkoster

Im Haus der geflüchteten Schulleiterin seien zwei Behälter mit Insektiziden neben Gemüse, Reis und Hülsenfrüchten für das Mittagessen gefunden worden, sagte ein ranghoher Ermittler. "Nur die Direktorin kann sagen, ob es sich bei dem Vorfall um ein Komplott oder fahrlässiges Versehen handelt", fügte er hinzu. Aus Regierungskreisen hieß es, der Schulkoch habe sich bei der Direktorin noch über den Geruch des Bratöls beschwert. Die Frau habe ihn aber angeblich beschwichtigt, woraufhin er weiterkochte.

Das tödliche Gift im Mittagessen indischer Schüler hat nun auch Konsequenzen: Rektoren und Köche sollen die Speisen an den Schulen künftig vorkosten. Die Regierung des betroffenen Bundesstaates Bihar ließ am Donnerstag in allen Lokalzeitungen Anzeigen veröffentlichen, in denen die Regel erklärt und Maßnahmen bei Verstößen dagegen angedroht werden.

Kostenloses Essen zur Steigerung der Anwesenheit

Rund 120 Millionen Kinder erhalten in Indien kostenloses Essen an staatlichen Schulen. Durch das Programm soll die Ernährung verbessert und auch die Anwesenheitsquote gesteigert werden. Wegen Hygienemängeln und minderwertiger Zutaten gibt es jedoch immer wieder Lebensmittelvergiftungen. In den letzten Jahren haben steigende Lebensmittelpreise stetig den Leidensdruck der 455 Millionen Inder erhöht, die unter der Armutsgrenze leben.

(APA/AFP)

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