Defektes Teleskop "Kepler" stellt Planetensuche ein

Defektes Teleskop Kepler stellt
Defektes Teleskop Kepler stellt(c) EPA (NASA / HANDOUT)
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Das 2009 gestartete Weltraumteleskop der Nasa, das fremde Welten suchte und zuhauf auch fand, ist in seiner Lageregelungsanlage kaputt geworden und kann aus der Ferne nicht mehr repariert werden.

[Washington/Wg/Ag.] Es hat zahlreiche fremde Welten gefunden – und doch ist jede davon wohl zu weit entfernt, um von der Erde dorthin zu gelangen: Die Nasa gab am Freitag bekannt, dass sie ihr Weltraumteleskop „Kepler“, das 2009 in eine Umlaufbahn um die Sonne gebracht worden war, aufgeben wird. Grund sind Defekte, die aus der Distanz nicht reparierbar sind.

Die rund 1000 Kilogramm schwere Maschine, die nach Exoplaneten sucht (das sind Planeten jenseits unseres Sonnensystems), ist bereits im Juli 2012 schadhaft geworden: Da fiel eines von vier Reaktionsrädern aus, das sind im Prinzip schnell drehende Scheiben, durch deren Drehmomente man die Lage des Teleskops im Ram verändern bzw. stabilisieren kann. Seither fiel auch ein zweites irreparabel aus, es sind aber zur Lageregelung drei davon nötig.

Die Nasa feierte die präzise Arbeit des Teleskops, das nach dem deutschen Astronomen Johannes Kepler (1571–1630) benannt ist, trotzdem als Erfolg. „Wir erwarten hunderte, vielleicht tausende Entdeckungen über neue Planeten“, sagte der leitende Wissenschaftler der Mission, William Borucki. Das Teleskop habe die Erkenntnisse über die Exoplaneten und andere astronomische Zusammenhänge revolutioniert.

„Kepler“ hatte einen eng begrenzten Teil des Weltalls unter die Lupe genommen und seit März 2009 mehr als 145.000 Sterne beobachtet. Wenn Planeten die Sichtlinie zwischen ihrem Stern und dem Teleskop kreuzen, vermindert sich kurzzeitig die scheinbare Helligkeit des Sterns geringfügig – es ist in etwa so, als ob eine Fliege dicht vor einer kilometerweit entfernten Glühbirne vorbeiflöge. „Keplers“ Systeme konnten derart geringe Helligkeitsschwankungen aber bemerken, es ließ sich daraus sogar die Größe von Planeten ableiten.

Auf habitable Zonen kommt es an

In den mehr als vier Jahren seiner Suche hat „Kepler“ nach Nasa-Angaben etwa 3550 Planetenkandidaten aufgespürt, rund 140 Funde gelten als bestätigt. Die meisten der Planeten (etwa 57 Prozent) sind aber deutlich größer als die Erde und können Leben wohl nicht beherbergen. Zudem kreisen bisher nur etwa 30 dieser Planeten sicher in einer „habitablen Zone“ um ihren Stern – das ist jene „Distanz-Schale“ um einen Planeten, innerhalb der es, so wie auf der Erde, flüssiges Wasser geben kann. Wo Wasser nur als Eis oder Dampf existieren kann, dort ist Leben nämlich (jedenfalls so, wie wir es kennen) wohl kaum möglich.

Forscher berichteten zuletzt im April von zwei neuen Planeten in habitablen Zonen, deren Radius zudem nur etwa 1,5-mal größer als jener der Erde sei, und sie bestünden höchstwahrscheinlich aus Gestein. Leichter entdeckbare Riesenplaneten bestehen hingegen fast immer großteils aus Gasen, so wie etwa in unserem System Jupiter und Saturn.

4,4 Lichtjahre bis zum Nachbarn

Man vermutet aufgrund der „Kepler“-Erkenntnisse, dass allein unsere Milchstraße 100 bis 400 Milliarden Exoplaneten enthält. Den ersten erdähnlichen von „Kepler“ entdeckten in einer bewohnbaren Zone präsentierte die Nasa 2011. Insgesamt sind derzeit etwa 930 Exoplaneten bekannt, die meisten sind Dutzende bis tausende Lichtjahre entfernt; der derzeit bekannte erdnächste ist Alpha Centauri Bb, Distanz rund 4,4 Lichtjahre.

Das „Kepler“-Programm kostete bisher etwa 450 Millionen Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2013)

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