Auf Hollands Highways gehen die Lichter aus

Autobahn bei Nacht
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Die auch nachts lichtverwöhnten niederländischen Autofahrer müssen sich ab jetzt auf finstere Zeiten einstellen.

Den Haag. Ab September wird es in den Niederlanden stockdunkel – jedenfalls auf den Autobahnen. Das Verkehrsministerium will sparen, weshalb die bisher übliche, großflächige Autobahnbeleuchtung zwischen 21 Uhr und fünf Uhr Früh abgeschaltet wird. Das soll die Stromrechnung um jährlich fünf Millionen Euro entlasten.

Bisher war ein wesentlicher Teil der heimischen Autobahnen vom Einbruch der Dunkelheit bis zum Morgengrauen hell erleuchtet, jedenfalls betraf das alle Straßen und insgesamt rund 1000 der 2342 Autobahnkilometer. Heller ging es in Europa nur in Belgien zu, wo einst praktisch das gesamte Autobahnnetz beleuchtet war – jedenfalls bis 2011, danach verminderte man aus Kostengründen auch hier den Einsatz der Laternen.

„Man wird im Dunkel schläfrig“

Für lichtverwöhnte holländische Autofahrer wird das eine grobe Umstellung. Reiste man nachts etwa aus Deutschland nach Holland ein, ging den Automobilisten im wahrsten Sinn des Wortes ein Licht auf. Es ist angenehm, nachts auf hellen Highways zu fahren. Niederländer zeigten sich auch angesichts der Dunkelheit auf österreichischen Fernstraßen abseits von Ballungszentren und Autobahnkreuzen mitunter irritiert.

In den Niederlanden hat man seit den 1960ern Autobahnen nachts erhellt, aus Sicherheitsgründen, wie es hieß. Und die spielen auch jetzt wieder eine große Rolle in der Debatte über die kommende Finsternis: Kritiker fürchten mehr Unfälle und Verkehrstote. „Die Verkehrssicherheit wird abnehmen. Denn im Dunklen produziert des Gehirn mehr Melatonin, Folge: Man wird schläfrig“, sagt der Neurologe Hans Hamburger.

Besorgt ist auch der niederländische Automobilclub ANWB. „Wir haben Verständnis dafür, dass gespart werden muss. Aber wir haben vorgeschlagen, anderweitig zu sparen“, sagt ANWB-Sprecher Markus van Tol. Da etwa Brücken und Tunnels weiterhin beleuchtet würden, könne es zu „abrupten Hell-Dunkel-Übergängen“ kommen, die die Autofahrer erschreckten. Sogar Optiker mahnen: „Je weniger Licht, desto größer die Pupillen. Die Sicht wird schwammiger“, heißt es seitens der Optikervereinigung.

Der Sparnutzen sei insgesamt bescheiden, heißt es, Kritiker verweisen auf andere negative Verdunkelungsbeispiele: So sei in Norwegen danach die Unfallrate um zehn Prozent gestiegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2013)

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