Der Prozess gegen den Kapitän geht weiter. Der indonesische Steuermann hätte die Anweisungen Schettinos nicht verstanden.
Nach einer Pause von mehr als zwei Monaten ist am Montag in der toskanischen Stadt Grosseto der Prozess gegen den Kapitän des vor der Insel Giglio havarierten Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia fortgesetzt worden. Francesco Schettino drohen wegen fahrlässiger Tötung und Verlassen des untergehenden Schiffes bis zu 20 Jahren Haft.
Der indonesische Steuermann habe seine auf Englisch gegebenen Anweisungen nicht verstanden und einen gravierenden Fehler beim Manöver zur Verhinderung des Zusammenstoßes mit dem Felsen gemacht, erklärte Schettino, der sich das erste Mal beim Prozess äußerte. Außerdem habe der Steuermann mit einer Verspätung von 13 Sekunden auf eine Anweisung reagiert.
Die Verteidiger des 53-Jährigen sprachen von „gravierenden technischen Mängeln“ an Bord des Schiffes, vor allem in Bezug auf Sicherheitskorridore und den Stromgenerator. In dem Prozess sollen mehr als 400 Zeugen gehört werden.
Der Prozess findet wegen des großen Andrangs in einem zum Gerichtssaal umfunktionierten Theater von Grosseto statt. Das Gericht muss über einen Antrag der Verteidigung entscheiden, welche die Zulassung weiterer Gutachten beantragte. Die nächsten Verhandlungen sind für Dienstag, Donnerstag und Freitag angesetzt. Mit einem Urteil ist im kommenden Frühjahr zu rechnen.
Fünf Urteile
Wegen der Havarie waren im Juli gegen einen Reedereivertreter und vier Besatzungsmitglieder bereits Haftstrafen zwischen 18 und 34 Monaten, unter anderem wegen fahrlässiger Tötung, verhängt worden. Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich 77 Österreicher auf der Costa Concordia. Die Reederei Costa Crociere, Betreiber des Kreuzfahrtschiffs, hat ihre Mitverantwortung anerkannt, da mehrere Angestellte des Unternehmens für das Unglück verantwortlich gemacht werden.
Costa Crociere gehört zum US-Kreuzfahrtriesen Carnival. Das Kreuzfahrtschiff war am 13. Jänner 2012 mit mehr als 4200 Menschen an Bord vor der Insel Giglio auf Grund gelaufen und teilweise gesunken. Bei dem Unglück starben 32 Menschen. Das Schiff wurde vergangene Woche 20 Monate nach dem Unglück bei einer spektakulären Bergungsaktion vor der Insel Giglio aufgerichtet.
(APA)