Saudiarabien: Frauen am Steuer "Werk des Teufels"

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Frauen Steuer Werk Teufels(c) REUTERS (� Khaled Abdullah Ali Al Mahdi /)
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Das ultrareligiöse Königreich ist das einzige Land der Welt, das Frauen das Autofahren verbietet. Am Samstag setzen sie sich ans Steuer und demonstrieren gegen das Gesetz. Die Polizei ist in Alarmbereitschaft.

An diesem Samstag werden Frauen in Saudiarabien autofahrend gegen das Frauenfahrverbot demonstrieren. Fünf verschiedene Organe der Sicherheitskräfte und der Religionspolizei sind alarmiert worden. 24 Stunden vor dem geplanten Aktionstag gegen das Frauenfahrverbot am Samstag haben die Herrscher von Saudi-Arabien noch einmal die Strafen verschärft.

Der Sprecher des Innenministeriums, Mansur al-Turki, sagte der Zeitung "Al-Hayat": Auch jeder Bürger, der Frauen über soziale Netzwerke wie "Twitter" zur Demonstration oder zum Autofahren auffordere, müsse mit einer Bestrafung rechnen.

Das Innenministerium hatte bereits am Mittwoch angekündigt, man werde mit Härte gegen jeden vorgehen, der "kranken Träumen nachhängt" oder "die Gesellschaft spalten will".

Autofahren darf nur "Vormund der Frau"

Mansur al-Schakra, der Sprecher der Verkehrsbehörde der Ost-Provinz, hat außerdem gewarnt, nicht nur jede Frau, die am Samstag hinter dem Steuer erwischt werde und damit "den gesellschaftlichen Frieden" gefährde, müsse mit einer Anzeige rechnen, sondern auch ihr "Vormund". Ebenfalls belangt werde jeder Mann, der einer Frau sein Auto zur Verfügung stelle

Anders als in vielen anderen islamischen Ländern, hat jede saudische Frau einen männlichen "Vormund", der in rechtlichen und vielen geschäftlichen Angelegenheiten für sie zuständig ist - in der Regel ist das der Vater, der Ehemann oder ein Bruder.

"Werk des Teufels und der Amerikaner"

Autofahren für Frauen ist das "Werk des Teufels und der Amerikaner", wettern konservative Religionsgelehrte. Das Innenministerium wittert sogar eine Gefahr für die "Sicherheit und Stabilität" des Landes.

Die Aktivistinnen ließen sich davon allerdings nicht einschüchtern. Lujain al-Hathlul veröffentlichte am Mittwoch ein Video, das sie in der Hauptstadt Riad auf dem Weg vom Flughafen nach Hause zeigt. Die junge Frau steuert lachend den Wagen. Ihr Vater sitzt auf dem Beifahrersitz und filmt.

"Autofahren ist eine Option"

Die Feministinnen verfolgen mit ihrer Kampagne nach eigener Aussage keine politischen Ziele. Die Frauen haben sich sogar extra einen Slogan ausgedacht, in dem sie Respekt für ihre konservativen Widersacher ausdrücken: "Das Autofahren der Frau ist eine Option und keine Verpflichtung." Mit anderen Worten: Frauen, die auch in Zukunft nicht selbst fahren wollen, können sich auch weiterhin von einem männlichen Familienmitglied oder einem Chauffeur herumkutschieren lassen.

Das Logo zum Aktionstag am 26. Oktober 2013.
Das Logo zum Aktionstag am 26. Oktober 2013.(c) REUTERS (� Khaled Abdullah Ali Al Mahdi /)

Das Logo der Kampagne ist selbstironisch-lustig. Es zeigt ein Lenkrad, über dem ein Paar schwarz umrandete Augen zu sehen sind - eine Muslimin mit Gesichtsschleier.

Autofahren schlecht für Eierstöcke?

Doch die islamisch-konservativen Hardliner sind der Meinung, der Platz der Frau sei ausschließlich am heimischen Herd. Sollten sich die Frauen ohne männliche Kontrolle von dort wegbewegen können, würde dies ihrer Ansicht nach der Unmoral Tür und Tor öffnen. Eher eine skurrile Randnotiz ist das Argument eines Islam-Gelehrten, der kürzlich behauptet hatte, das Lenken von Fahrzeugen wirke sich negativ auf die Eierstöcke aus.

Da es in dem reichen Wüstenstaat keinen vernünftigen öffentlichen Personennahverkehr gibt, macht das Fahrverbot den Alltag für Frauen kompliziert, die aktiv am Leben teilnehmen wollen.

Proteste bisher erfolglos

Saudi-Arabien ist das einzige Land weltweit, das Frauen das Autofahren verbietet. Frühere Versuche von Frauenrechtlerinnen, das Verbot zu kippen, schlugen fehl. Internationale Schlagzeilen machte im Frühjahr 2011 die Software-Beraterin Manal al-Sharif. Nachdem die junge Mutter Videos, die sie am Steuer eines Autos zeigen, im Internet veröffentlicht hatte, fassten einige Frauen den Mut, es ihr gleichzutun. Doch dann wurde Al-Scharif in Dammam für neun Tage in Haft genommen. Ihre Kampagne "Women2Drive" fand danach ein jähes Ende.

Auch die ersten weiblichen Mitglieder des "Schura-Rates", die König Abdullah im vergangenen Jänner ernannt hatte, waren mit einem Versuch gescheitert, eine Gesetzesänderung auf den Weg zu bringen.

(APA/dpa)

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