Flüchtlingsdrama in der Wüste: Frauen und Kinder verdurstet

Nach der Panne eines Lastwagens, der Flüchtlinge nach Alergien bringen sollte, verdursteten 87 Menschen. Die meisten Opfer waren Kinder.

In der Wüste des Niger hat sich ein erschütterndes Flüchtlingsdrama abgespielt: Mitarbeiter einer Hilfsorganisation entdeckten am Mittwoch in der Sahara-Region im Norden des Landes die Leichname von 87 Flüchtlingen, die offenbar nach Algerien einwandern wollten. Die Flüchtlinge waren verdurstet, die meisten unter ihnen waren Kinder.

Die Leichen der 48 Kinder, 32 Frauen und sieben Männer seien in einem Umkreis von 20 Kilometern um den Lastwagen gefunden worden, sagte Almoustapha Alhacen von der Hilfsorganisation Aghir In'man, die sich an der Bergung beteiligte

"Es war schrecklich"

Ein Vertreter der Sicherheitskräfte sagte, die Flüchtlinge gehörten offenbar zu einer Gruppe von Migranten, deren Lastwagen Anfang Oktober auf dem Weg nach Algerien in der Wüste eine Panne erlitten hatte. Der Fahrer fuhr daraufhin mit einem zweiten Fahrzeug in die Stadt Arlit zurück, um Ersatzteile zu holen, doch brach auch sein Wagen auf dem Weg zusammen. Etwa fünf Tage hätten die Flüchtlinge wohl an dem Wagen ausgeharrt, dann hätten sie sich auf die Suche nach einer Wasserquelle gemacht, hieß es weiter.

"Ihre Körper waren schon stark verwest, es war schrecklich", sagte Alhacen. "Wir haben sie an verschiedenen Orten gefunden, in kleinen Gruppen, manchmal unter Bäumen, manchmal in der prallen Sonne, einige Mütter mit ihren Kleinen, andere Kinder allein." Einige der Leichen seien von Schakalen und anderen wilden Tieren angefressen worden.

Einige überlebten das Drama

Nach Angaben aus nigrischen Sicherheitskreisen überlebten 21 Flüchtlinge das Drama. 19 Flüchtlinge gelangten bis ins algerische Tamanrasset, doch wurden sie in den Niger zurückgeschickt. Ein Mann habe es zu Fuß 83 Kilometer weit bis nach Arlit geschafft, eine Frau sei in der Wüste vom Fahrer eines Wagens entdeckt und ebenfalls nach Arlit gebracht worden.

Die westafrikanische Republik Niger ist zu weiten Teilen von Wüste bedeckt und gehört zu den ärmsten Staaten der Welt. Das Land leidet immer wieder unter Hungersnöten. Normalerweise streben die Flüchtlinge nach Libyen, um von dort weiter nach Europa zu gelangen. Nach UN-Angaben durchquerten zwischen März und August mindestens 30.000 Flüchtlinge die Stadt Agadez im Norden des Niger auf dem weiteren Weg Richtung Norden. Immer wieder verdursten Flüchtlinge, die teilweise auch von Schleuserbanden zurückgelassen werden.

(APA/AFP)

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