Budapest: Horthy-Denkmal in Innenstadt enthüllt

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Hunderte Gegendemonstranten mit gelben Sternen versammelten sich gegenüber der Kirche, um gegen das Denkmal zu protestieren.

Budapest. Unter massivem Polizeiaufgebot und lautstarken Protesten wurde am Sonntag in der Budapester Innenstadt von der rechtsradikalen Jobbik-Partei ein Denkmal für den ehemaligen ungarischen Reichsverweser und Hitler-Verbündeten Miklos Horthy enthüllt. Die Bronzebüste wurde vor der reformierten Kirche auf dem Freiheitsplatz eingeweiht, bewacht von Soldaten in ungarischen Uniformen des Ersten Weltkriegs.

Hunderte Gegendemonstranten mit gelben Sternen versammelten sich gegenüber der Kirche, um gegen das Denkmal zu protestieren. Sie forderten „Nazis raus, es reicht!“ Auf Transparenten waren durchgestrichene Hakenkreuze zu sehen. Aus den Reihen der Horthy-Anhänger wiederum kamen Rufe wie „dreckige Juden“, und es erklangen Hochrufe auf Horthy.

Bei der Denkmalseinweihung trat auch der Jobbik-Abgeordnete Marton Gyöngyösi auf. Dieser hatte vorgeschlagen, alle in Ungarn lebenden Juden in Listen zu erfassen, um zu prüfen, welche Juden, insbesondere im Parlament und in der Regierung, „ein Sicherheitsrisiko für Ungarn darstellen“.

Der Fraktionschef der Regierungspartei Fidesz-MPSZ Antal Rogan, bezeichnete die Denkmalsenthüllung als eine politische Provokation der rechtsradikalen Jobbik-Partei. Diese Aktion würde den westeuropäischen linken Medien wieder als Vorwand dienen, um Ungarn „erneut in ein schlechtes Licht zu rücken“.

Zehntausende Juden deportiert

Die oppositionellen Sozialisten warfen der Partei des national-konservativen Premiers Viktor Orban hingegen vor, nichts gegen die Verbreitung rechtsextremen Gedankenguts zu unternehmen.

Miklos Horthy (1868–1957) war ungarischer Reichsverweser. Unter seinem autoritären Regime wurde 1938 das erste sogenannte Judengesetz verabschiedet, während des Zweiten Weltkriegs wurden zehntausende Juden aus Ungarn deportiert. Horthy wird in der rechtsextremistischen Szene als „Retter und Held Ungarns“ glorifiziert. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2013)

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