Australien: Inzest über vier Generationen

(c) REUTERS (DAVID GRAY)
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Die Polizei fand verwahrloste und teils behinderte Kinder in einer abgelegenen Siedlung. Der gesamte Clan lebte in zwei Wohnwagen und zwei Zelten.

Canberra/Wien. Sie lebten in einem Camp mitten im australischen Busch. Die nächste Kleinstadt war weit genug entfernt, um jahrelang ungestört und weitgehend unentdeckt zu bleiben. Erst als die Schule das Jugendamt informierte, dass es in der Umgebung Kinder gebe, die nie im Unterricht erschienen, kam die Wahrheit ans Licht: Die knapp 40 Bewohner der entlegenen Siedlung im australischen Staat New South Wales gehören alle einer Familie an, die über vier Generationen Inzest und sexuellen Missbrauch betrieben hat.

Die Colts – so wird die Familie in australischen Medien genannt, ihr wirklicher Name bleibt zum Schutz der minderjährigen Mitglieder geheim – bestehen im Wesentlichen aus vier Schwestern und drei Brüdern sowie knapp 30 Kindern. DNA-Tests belegen, dass die Eltern von acht der Kinder entweder Bruder und Schwester, Vater und Tochter oder Mutter und Sohn sind. In sechs Fällen sind die Eltern Onkel und Nichte, Tante und Neffe, Halbgeschwister oder Großeltern und Enkel. Laut Jugendamt waren die Zustände in dem Camp äußerst desolat: Der gesamte Clan lebte in zwei Wohnwagen und zwei Zelten ohne Sanitäranlagen. Die Kinder seien verwahrlost, mehrere hätten Behinderungen, litten unter Gendefekten oder könnten kaum sprechen.

Kinder bei Pflegeeltern

Die Familie geht angeblich auf zwei Geschwister zurück, die in den 1970ern in Neuseeland heirateten und dann nach Australien auswanderte. Sie dürften in verschiedenen ländlichen Gegenden gelebt haben, um Aufmerksamkeit zu vermeiden. Die Polizei ging bereits im Vorjahr Hinweisen nach, bekannt wurde der Vorfall erst jetzt. Die minderjährigen Kinder sind nun bei Pflegeeltern untergebracht. Die Familie hat indessen Anwälte eingeschaltet, um die Kinder wieder zurückzubekommen. (ag/zoe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2013)

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