Antisemitismus: Paris will Tour von Komiker verbieten

(c) EPA (Laurent Gillieron)
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Dieudonné agiert mit seinen Witzen oft an der Grenze des Strafbaren.

Paris. Wo endet Narrenfreiheit, wo beginnt Zensur? Das wird wegen der antisemitischen Witze des „Humoristen“ Dieudonné derzeit in Frankreich heftig debattiert. Man kann und darf über alles spotten und lachen, sagt dieser. Er hat sich zum Ziel gesetzt, alles, was in Frankreich als politisch oder moralisch korrekt gilt, der Lächerlichkeit preiszugeben. Seine Auslegung der künstlerischen Freiheit ist allerdings ziemlich einseitig, und selbst wohlwollendsten Fans entgeht es nicht, dass seine schärfsten (und besonders geschmacklosen) Attacken auf die Juden im Allgemeinen und gewisse Prominente im Speziellen zielen.

Für Innenminister Manuel Valls ist die Sache klar: Die Auftritte von Dieudonné seien keine kulturellen Veranstaltungen, sondern „antijüdische politische Meetings“. Valls empfiehlt darum in einem Rundschreiben an die Polizeipräfekten, die in zehn Städten geplanten Auftritte des „Humoristen“ zu untersagen. Als erste Stadt hat nun Tours ein Verbot erlassen. Der 47-jährige Dieudonné M'Bala M'Bala, Sohn einer Französin und eines Kameruners, wurde bereits sechs Mal wegen rassistischer Äußerungen und persönlicher Beschimpfungen verurteilt.

Er selbst schätzt es gar nicht, angeschwärzt zu werden. Schon gar nicht von einem jüdischen Journalisten wie Patrick Cohen von Radio France Inter, dem er von einer Kabarettbühne herunter drohte: „Wenn der Wind dreht, bin ich nicht sicher, ob er Zeit hat, seine Koffer zu packen. Wenn ich Patrick Cohen reden höre, sage ich mir, verstehst du, die Gaskammern? Schade!“ Und sein Publikum findet das zum Lachen. (r. b.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2014)

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