Dubai: Vergewaltigter Wienerin droht Haftstrafe

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Eine 29-Jährige wurde von einem Jemeniten in dessen Auto in der Parkgarage eines Hotels in Dubai vergewaltigt. Die Polizei glaubt der Frau nicht und wirft ihr „außerehelichen Sex“ und Konsum von Alkohol vor.

Wien/Dubai. Es ist die Zeit vor dem Nationalfeiertag von Dubai. Auch eine 29-jährige Touristin aus Wien mischt sich in der Nacht auf den 1. Dezember 2013 unter die Gäste einer Party eines Hotels. Wie die englischsprachige Zeitung „Gulf News“ Anfang dieser Woche berichtete, lernt sie hier jenen Mann kennen, der sie später vergewaltigt haben soll. Er soll der Frau angeboten haben, sie zu einer anderen Party mitzunehmen. In der Tiefgarage des Fünfsternehotels vergewaltigt er sie in seinem Auto. Die Frau meldet den Fall der Polizei und gerät damit selbst ins Visier der Justiz.

Der 29-Jährigen droht nun Strafverfolgung wegen „außerehelichen Geschlechtsverkehrs“ und des Konsums von Alkohol. Mehrere Monate Haft sind möglich. Den Pass musste sie abgeben, bestätigte Außenamtssprecher Martin Weiss. Die Wienerin kann Dubai bis zum erstinstanzlichen Urteil nicht verlassen, das wird „frühestens Ende Februar der Fall sein“, so Weiss. In der Zeit bis dahin kann sie bei Freunden in Dubai wohnen. „Sie wird anwaltlich vertreten“, sagt Weiss.

Das Außenamt will mit etwaigen weiteren Reaktionen vorerst abwarten. Alles hänge von den Ergebnissen der Untersuchung der Polizei ab. Ergibt die Auswertung der Videobänder der Garage etwa, dass es sich eindeutig um eine Vergewaltigung handelt, werde der Täter verurteilt.

Der Mann aus dem Jemen streitet die Tat aber ab. Er gibt laut „Gulf News“ an, für den Sex mit der Frau bezahlt zu haben. Dem Bericht zufolge wurde der Österreicherin von den Behörden geraten, den mutmaßlichen Täter zu heiraten, um juristische Schritte zu vermeiden. Außerdem soll sie vom Jemeniten und dessen Vater, angeblich ein Polizist, massiv unter Druck gesetzt worden sein.

Diskriminierung von Frauen

Frauen und Ausländer haben es im Rechtssystem von Dubai schwer, kritisiert etwa die Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch in ihrem „World-Report 2013“. Eine Vergewaltigung nachzuweisen ist schwierig. Im Zweifel wird eher dem Mann geglaubt.

Das musste auch die Norwegerin Marte Deborah Dalelv am eigenen Leib erfahren. Die 24-Jährige hatte ihre eigene Vergewaltigung in Dubai angezeigt und wurde vor Gericht gestellt. „Du weißt, dass dir niemand glauben wird“, soll ein Polizist gesagt haben, als Dalelv die Vergewaltigung angezeigt hatte. Nach internationalen Protesten wurde die Frau schließlich begnadigt und konnte ausreisen. Jedoch kam auch der mutmaßliche Täter frei.

Die Norwegerin berichtete nach ihrer Freilassung gegenüber CNN von einem enormen Druck. Sie hätte gewusst, was tatsächlich passiert ist, doch irgendwann hätte sie begonnen, selbst zu glauben, dass sie „emotional schuldig“ sei.

Vor dem Prozess zog Dalelv die Vergewaltigungsvorwürfe sogar noch zurück. „Polizei und Staatsanwalt sagten mir, mein Fall sei sehr kompliziert und schwer zu beweisen. Ich würde vor Gericht niemals damit durchkommen“, sagte Dalelv nach ihrer Rückkehr nach Norwegen dem Magazin „Der Spiegel“.

Langwieriger Prozess

Und auch ein anderer Österreicher hat mit den Wirren der Justiz von Dubai schon Bekanntschaft gemacht. Bereits im Juli 2011 ist in Dubai der Mordprozess gegen den Mediziner Eugen Adelsmayr eröffnet worden. Ihm und einem indischen Kollegen wurde der Tod eines Patienten durch unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen. Im Oktober 2012 war er zu lebenslanger Haft verurteilt worden – ein vorläufiges Urteil. Doch Adelsmayr müsste in Dubai vor Gericht erscheinen, um das Urteil zu revidieren. Bei der Einreise droht ihm jedoch die Verhaftung. „Die große Liebe zu diesen Ländern, das ist weg“, sagte er in einem Interview Mitte Juni vergangenen Jahres. „Was ich erlebt habe, hat mir die Freude an einer Rückkehr in den Mittleren Osten genommen.“ (klepa/APA)

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2014)

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