USA: Tiefststand bei Abtreibungen

Abtreibung, Schwangerschaft, USA
Abtreibung, Schwangerschaft, USA(c) REUTERS (JONATHAN ERNST)
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Der Anteil der Frauen, die Schwangerschaften abbrechen, ist so gering wie zuletzt 1973. Das liegt an besserer Verhütung und der Abtreibungspille Mifegyne.

Washington. Eine jüngst veröffentlichte Studie belegt den langjährigen Rückgang der Abtreibungen in den USA. Von 2008 bis 2011 sank der Anteil der Frauen, die in einer zugelassenen Klinik oder Ambulanz eine Schwangerschaft vorzeitig beendet hatten, um 13 Prozent, teilte das Guttmacher Institute mit, eine private Forschungsstiftung, die sich mit Fragen der Sexualmedizin beschäftigt. Die Zahl der Abtreibungen sank ebenfalls um 13 Prozent auf 1,1 Millionen.

Auf 1000 Frauen zwischen 15 und 44 Jahren kamen im Jahr 2011 durchschnittlich 16,9 Abtreibungen. Seit dem Höhepunkt von 29,3 Abtreibungen pro 1000 Frauen im Jahr 1981 hat sich die Rate der vorzeitigen Schwangerschaftsabbrüche somit fast halbiert.
Das Guttmacher Institute begann 1973, die Zahl der legalen Abtreibungen zu erfassen. Damals urteilte der Oberste Gerichtshof im Fall Roe vs. Wade, dass Abtreibungen grundsätzlich im Rahmen gesetzlicher Grenzen erlaubt sind. 1973 gab es 16,3 Abtreibungen pro 1000 Frauen. Bis zum Jahr 1980 stieg die Abtreibungsrate, danach begann sie zu sinken.

Abtreibung per Pille boomt

Die Hauptgründe für den Rückgang der Abtreibungen in den USA sind laut den Studienautorinnen Rachel Jones and Jenna Jerman erstens die steigende Kenntnis von verlässlichen Verhütungsmethoden wie der Hormonspirale und zweitens die wachsende Anwendung der Abtreibungspille Mifegyne (in den USA wird sie unter dem Handelsnamen Mifepristone vertrieben).

Dieses Hormonpräparat wurde im Jahr 2000 in den USA behördlich zugelassen. Im Jahr darauf wurden bereits sechs Prozent aller Schwangerschaftsabbrüche mittels Mifepristone und anderen Pharmazeutika durchgeführt. Zehn Jahre später ist dieser Anteil auf 23 Prozent gestiegen. Über die Auswirkung zahlreicher Gesetze in vielen US-Bundesstaaten, die Abtreibungen erschweren, lässt sich nur spekulieren. Von 2011 bis 2013 haben diese insgesamt 205 solche Gesetze erlassen, doch ist diese Phase von der Studie noch nicht erfasst.

Eine Klassen- und Ethnienfrage

Die Untersuchungen des Guttmacher Institute legen zudem offen, wie Wohlstand und Bildung darüber entscheiden, ob eine amerikanische Frau ihr ungewolltes Kind behält oder nicht. Ab 1994 kann man beobachten, wie die Zahl ungewollter Schwangerschaften von Frauen, deren Einkommen mehr als das Doppelte über der Armutsgrenze liegen, durchgehend sinken. Arme Frauen hingegen werden seit 1994 öfter ungeplant schwanger. Es ist auch eine Frage der Ethnie: Arme schwarze Frauen werden eineinhalbmal öfter ungewollt schwanger als gleich arme weiße Frauen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2014)

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