Von der Boeing der Malaysian Airlines, die seit dem Wochenende vermisst wird, fehlt nach wie vor jede Spur. Ein verdächtiger Passagier wurde inzwischen identifiziert, Behörden halten Namen geheim.
Peking/Kuala Lumpur. Im türkisfarbenen Meer, unter der subtropischen Sonne Malaysias wollten die Wangs eine Weile dem Smog in Peking entfliehen, wie chinesische Freunde erzählen. Die fünfköpfige Familie, die Eltern, deren fast zweijähriger Sohn und dessen Großeltern kamen nach dem Urlaub indessen nicht Samstagfrüh auf dem Flughafen der chinesischen Hauptstadt an.
Eine knappe Stunde nach ihrem Abflug aus Kuala Lumpur verschwand die Boeing 770-200 mit der Flugnummer MH370 und 239 Menschen an Bord abrupt vom Radar – ohne Notruf, ohne irgendein Signal, irgendwo über dem Ozean zwischen Malaysia und Vietnam. Seit dem Wochenende durchstreifen 40 Schiffe und 30 Flugzeuge und Hubschrauber die Gewässer, und nach wie vor fehlt jede Spur vom Wrack der Maschine.
Dabei genießen die Malaysian Airlines und der diensthabende Pilot einen exzellenten Ruf in der Branche. Staaten wie China, Malaysia, Vietnam, Singapur und selbst die Philippinen, zuweilen Streitparteien im Südchinesischen Meer, kooperieren bei der Suche. Sie haben einstweilen sogar den schwelenden Konflikt über die Hoheitsrechte begraben. Da es sich bei zwei Dritteln der mutmaßlichen Opfer um Chinesen handelt, hat Peking eine Untersuchungskommission in die Hauptstadt Malaysias entsandt. Peking macht nun auf Kuala Lumpur Druck, die Suche zu intensivieren. Die offiziellen Stellen in Kuala Lumpur gehen inzwischen davon aus, dass das Flugzeug in der Luft geborsten sei. „Dass wir bisher keine Trümmer finden konnten, deutet darauf hin, dass die Maschine wahrscheinlich in 10.000 Metern Höhe auseinandergebrochen ist“, erklärte ein Offizieller in Malaysia. Bisher gebe es keine Hinweise auf eine Bombe, ein Attentat könne jedoch nicht ausgeschlossen werden. Am ehesten erinnern die Umstände des Unglücks an den Absturz eines Air-India-Flugzeugs 1985 über dem Atlantik oder das Desaster über der schottischen Stadt Lockerbie im Jahr 1988 – Letzteres war das Werk libyscher Terroristen.
Die Behörden haben inzwischen einen der beiden verdächtigen Passagiere, die mit gestohlenen Pässen eingecheckt haben, identifiziert. Der Name wurde geheim gehalten. Es hieß nur, dass die beiden laut Überwachungsvideos keine Asiaten seien. Beide Pässe, ein österreichischer und italienischer, waren in Thailand entwendet worden, wo ein schwunghafter Handel mit Reisedokumenten grassiert. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2014)