Neue Spur: Machte vermisste Boeing eine Kehrtwende?

Der malaysische Luftfahrtchef Azharuddin Abdul Rahman und Malaysian-Airlines-CEO Ahmad Jauhari Yahya zeigen das Suchgebiet.
Der malaysische Luftfahrtchef Azharuddin Abdul Rahman und Malaysian-Airlines-CEO Ahmad Jauhari Yahya zeigen das Suchgebiet.(c) APA/EPA/AHMAD YUSNI
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Das Militär geht davon aus, dass Flug MH370 seine Route änderte und die Straße von Malakka überflog. Die Nutzer falscher Pässe an Bord dürften keinen Terrorhintergrund haben.

Die internationalen Behörden tappen auch am vierten Tag nach dem mysteriösen Verschwinden von Flug MH370 der Malaysia Airlines im Dunkeln. Die Boeing 777-200 mit 239 Menschen an Bord war trotz intensiver Suche mit Schiffen und Flugzeugen seit Samstag nicht zu finden.

Eine neue Spur könnten Radarbilder aus der Straße von Malakka sein. Diese würden zeigen, dass das Flugzeug seinen Kurs geändert habe und niedriger geflogen sei, sagte ein Vertreter des malaysischen Militärs am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die malaysische Zeitung "Berita Harian" zitierte Luftwaffenchef Rodzali Daud mit den Worten, die Maschine sei am Samstag um 2.40 Uhr nahe der Insel Pulau Perak am nördlichen Ende der Straße von Malakka in 9000 Metern Höhe auf dem Militärradar aufgetaucht. Das wäre gut eine Stunde, nachdem das Flugzeug vom Radar der zivilen Flugsicherung verschwunden war.

Die viel befahrene Schifffahrtsstraße liegt westlich der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur in entgegengesetzter Richtung der Flugroute nach Peking. Die Fluggesellschaft Malaysia Airlines hatte dagegen am Samstag erklärt, die Maschine habe zuletzt vor der Stadt Kota Bharu an der Ostküste Malaysias Kontakt mit der zivilen Luftüberwachung gehabt.


Sollte das Flugzeug über der Straße von Malakka auf dem Radar aufgetaucht sein, spräche das für die These, dass die Piloten umgekehrt sind. Bis zur Straße von Malakka hätte die Maschine allerdings Hunderte Kilometer unentdeckt durch einen Luftraum mit hohem Verkehrsaufkommen fliegen müssen. Die Piloten hatten weder einen Notruf abgesetzt noch hatten die Bordcomputer der Bodenkontrolle technische Probleme signalisiert.

Die Suche nach Trümmern konzentriert sich bisher auf die Ostküste Malaysias und das dort beginnende Seegebiet, jetzt wird auch verstärkt an der Westküste der Halbinsel gesucht.

Gestohlene Pässe liefern keine Hinweise

Die Behörden seien dabei, jeden einzelnen Passagier an Bord zu überprüfen, sagte der Polizeichef. Es gehe etwa darum, ob jemand eine hohe Lebensversicherung abgeschlossen oder große Schulden gehabt habe. Auch eine Entführung der Boeing oder Sabotage werde nicht ausgeschlossen. "Wir prüfen jede mögliche Spur. Wir schließen keine Möglichkeiten aus", teilte Malaysia Airlines mit.

Die Terror-Theorien werden von den verantwortlichen Ermittlern vorerst ausgeschlossen. Jener Passagier, der mit dem gestohlenem Pass eines Salzburgers unterwegs war, wurde als der 19-jährige Iraner Mehrdad P. identifiziert. "Wir glauben nicht, dass er zu irgendeiner Terrorgruppe gehörte", sagte Polizeichef Khalid Abu Bakar am Dienstag in Kuala Lumpur.

Die beiden Iraner waren mit gestohlenen Pässen an Bord des Fluges MH370
Die beiden Iraner waren mit gestohlenen Pässen an Bord des Fluges MH370(c) APA/EPA/AZHAR RAHIM (AZHAR RAHIM)

"Wir glauben, dass er nach Deutschland auswandern wollte." Die malaysische Polizei stehe in Kontakt mit der Mutter in Frankfurt. "Sie erwartete ihn dort", so der Polizeichef weiter. Interpol bestätigte in einer späteren Pressekonferenz die Berichte der malysischen Polizei. Interpol-Generalsekretär Ronald Noble sagte, die beiden Personen seien wahrscheinlich keine Terroristen. Auch die Identität des zweiten Iraners an Bord - mit dem gestohlenen Pass eines Italieners - ist mittlerweile geklärt.

Tickets in Pattaya gebucht

Ein Iraner namens Ali hatte das Ticket für die zwei Iraner gekauft, die schließlich mit gestohlenen Pässen an Bord eincheckten. Der Mann habe erst andere Airlines buchen wollen, berichteten Lokalmedien unter Bezug auf die Reiseagentur in Pattaya. Er habe dann die Tickets für die spätere Unglücksmaschine genommen, weil sie billiger gewesen seien.

Die Boeing 777-200 war nach Angaben von Malaysia Airlines im Hangar in Kuala Lumpur zuletzt am 23. Februar gewartet worden. Mechaniker hätten keinerlei Probleme an der Maschine entdeckt. Der nächste Check sei erst am 19. Juni fällig gewesen. Die Maschine war 2002 ausgeliefert worden und hatte gut 53.000 Flugstunden hinter sich.

In den Theorien zur Unglücksursache spielt auch ein früherer Vorfall mit der Boeing 777-200 9M-MRO eine Rolle. Die Maschine stieß am Boden mit einem Airbus der China Eastern Airlines zusammen, wobei eine Flügelspitze der Maschine von Malaysia Airlines zerstört wurde. Bis jetzt gab es offiziell noch keine Stellungnahme der Airline, ob dieser Unfall mit dem Verschwinden etwas zu tun haben könnte.

Chinesen helfen mit Satelliten

Bei der Suche setzt China nun auch Satelliten ein. Wie die Zeitung der chinesischen Volksbefreiungsarmee am Dienstag berichtete, wurden zehn Satelliten neu ausgerichtet, um die Suchaktion der Malaysia Airlines zu unterstützen.

Sie sollen demnach für Navigation und Kommunikation genutzt werden und Wetterdaten liefern. Alle Hinweise auf einen möglichen Absturzort erwiesen sich bisher als falsch, mehrere auf dem Wasser treibende Objekte waren letztlich keine Wrackteile. Beteiligt sind Suchmannschaften aus neun Ländern, darunter Malaysia, China, Vietnam und die USA.

In Peking war der Ärger über die anhaltende Ratlosigkeit der malaysischen Behörden zuletzt gewachsen. Fast zwei Drittel der 227 Passagiere waren Chinesen.

(APA/dpa/Red.)

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