Melilla: Sturm auf spanische Exklave

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Fast 500 Afrikaner und Syrer brachen überraschend aus dem Morgennebel heraus und drangen in die spanische Stadt in Marokko ein.

Melilla. Auch die Aufrüstung der Grenzwälle um die spanischen Exklaven Melilla und Ceuta in Marokko kann nicht verhindern, dass immer mehr Schwarzafrikaner sie stürmen: Am Dienstag überwanden fast 500 Menschen die sechs Meter hohen Doppelzäune Melillas, der größte Ansturm seit fast zehn Jahren.

Die Migranten hatten einen nebligen Morgen für ihre Überraschungsattacke genutzt. Sie kamen mit Leitern, die sie aus Holzresten fabriziert hatten, warfen Stricke über die Zäune. Die meisten schafften es, nach Spanien zu springen. Sie riefen immer wieder „Sieg! Sieg!“, als sie erschöpft ankamen. Etliche mussten wegen Brüchen, Verstauchungen oder Schnittwunden behandelt werden.

Der Druck afrikanischer und zusehends auch syrischer Flüchtlinge auf die beiden Küstenstädte wächst seit Monaten. In der Nähe der beiden Festungsstädte warten zehntausende Afrikaner und hunderte Syrer auf ihre Chance, spanischen Boden – und damit EU-Territorium – zu erreichen.

Marokkanische Soldaten konnten wenig ausrichten, wollten es wohl auch nicht. Die spanische Polizei beschränkte sich darauf, die Menschen in Empfang zu nehmen. Nach einem tödlichen Vorfall in der 400 Kilometer westlich liegenden Schwesternstadt Ceuta im Februar ist die Polizei zurückhaltend: Damals versuchten die Grenzer mit Gummigeschossen afrikanische Flüchtlinge aufzuhalten, die in die Stadt schwimmen wollten. Mindestens 15 Afrikaner ertranken.

Stacheldraht schreckt nicht mehr ab

Seit 1. Jänner verdreifachte sich die Zahl der illegalen Grenzübertritte nach Melilla. Bereits 2012/13 hatte sie sich verdoppelt, auf mehr als 4200 Personen. Die Zahl jener, die mit Booten nach Spanien fliehen, sinkt: 2013 zählte man 3200. Die Lager in Melilla und Ceuta (je etwa 80.000 Einwohner) sind überfüllt. Die Grenze besteht aus einem sechs Meter hohen Doppelzaun mit Stacheldraht oben und engmaschigem Antikletterdraht unten. Das half bisher wenig. (rs)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2014)

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