Kalabriens Mafia macht Rekordumsatz

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Die süditalienische Mafia-Organisation 'Ndrangheta scheffelte mehr Geld als McDonald's und Deutsche Bank zusammen. Das belegt eine kürzlich veröffentlichte Studie des italienischen Instituts Demoskopia.

Rom. Die süditalienische Mafia-Organisation 'Ndrangheta gehört zu den größten Konzernen Italiens: Im Vorjahr hat die kriminelle Organisation geschätzte 53 Milliarden Euro umgesetzt – mehr als die Deutsche Bank und McDonald's zusammen. Das belegt eine kürzlich veröffentlichte Studie des italienischen Instituts Demoskopia.

Es gibt kaum einen – illegalen – Wirtschaftszweig, in dem die 'Ndrangheta nicht mitmischt. Zu den erfolgreichsten Sparten zählen Drogenschmuggel, mit dem die Mafia im Vorjahr 24,2 Milliarden Euro Umsatz gemacht hat, und die illegale Müllentsorgung, die 19,6 Milliarden Euro abwarf. Ihr einstiges Kerngeschäft, Erpressung und Wucher, brachte mit 2,9 Milliarden Euro vergleichsweise wenig ein. Dennoch leidet die Wirtschaft in der strukturschwachen südlichen Region unter der Dominanz der kriminellen Vereinigung: Etwa 40.000 Unternehmer sollen allein in der Region Kalabrien von der Mafia erpresst werden. Laut Experten bedeutet das Verluste von mindestens 1,2 Milliarden Euro für die örtliche Wirtschaft.

Großer Arbeitgeber

„Die 'Ndrangheta wird inzwischen als normale Komponente der Wirtschaftswelt angesehen“, sagt Studienautor Raffaele Rio, der für seine Untersuchung Dokumente von Polizei, Justiz, Regierung und Parlament auswertete. Außerdem haben Mafiamitglieder auch längst legale Wirtschaftszweige infiltriert.

Weitere 2,4 Milliarden Euro nahm das kalabresische Mafia-Imperium durch Veruntreuung ein, während Glücksspiel 1,3 Milliarden Euro erbrachte. Waffenverkäufe, Prostitution, Markenfälschung und Menschenhandel machten dagegen zusammen „nur“ insgesamt eine Milliarde Euro aus. Und: Die 'Ndrangheta hat im Vorjahr 3,5Prozent des italienischen Bruttosozialprodukts erwirtschaftet.

Nicht nur in Italien ist die Mafia ein Arbeitgeber: Weltweit sind laut Studie 60.000 Menschen in die Geschäfte des Netzwerkes verwickelt. Mit 400 Führungsfiguren in 30 Ländern ist die süditalienische Mafia auch ein internationaler Player.

Die Organisation, die sich aus einem Netzwerk von Familienclans zusammensetzt, stammt aus der süditalienischen Region Kalabrien und gilt als noch verschlossener und schwieriger zu durchdringen als die sizilianische Mafia. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2014)

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