Lawinen-Unglück: Everest-Sherpas in Wut

Family member a Sherpa climber is comforted by her relatives during a funeral rally of Nepali Sherpa climbers in Kathmandu
Family member a Sherpa climber is comforted by her relatives during a funeral rally of Nepali Sherpa climbers in Kathmandu(c) REUTERS (NAVESH CHITRAKAR)
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Die Bergführer fordern nach Unglück mit bis zu 16 Toten Entschädigung und bessere Arbeitsbedingungen.

Kathmandu. In die Trauer der nepalesischen Sherpa-Gemeinde mischt sich nach dem bisher schwersten Unglück auf dem Mount Everest mit bis zu 16 toten Bergführern und Trägern immer mehr Zorn: Die Bergführer erklärten 2014 zum „Schwarzen Mount-Everest-Jahr“ und forderten von der Regierung bessere Bedingungen für ihre Arbeit, unter anderem eine Pension für Sherpas im Ruhestand. Weitere Forderungen der Sherpas sind kostenlose Bildung für die Kinder verunglückter Bergführer und eine Erhöhung der Versicherungssumme.

Nepals Regierung hatte den Familien der Opfer umgerechnet knapp 300 Euro Entschädigung angeboten. Angehörige wiesen dies als lächerlich zurück: Sherpas verdienen Medienberichten zufolge deutlich über 2000 Euro pro Saison. Bergsteiger, die den Mount Everest erklimmen wollen, zahlen derzeit eine Gebühr von rund 25.000 Dollar und eine Rücklage von 4000 Dollar für die Mitnahme von Müll vom Gipfel ins Basislager. Nepal machte allein im vergangenen Jahr rund 3,9 Millionen Dollar Gewinn mit den Gebühren der Bergtouristen.

Eine Lawine hatte am Freitag auf 5800 Metern Höhe die Sherpas von fünf großen Expeditionen mitgerissen. Es habe keine Möglichkeit gegeben zu entkommen, schilderte ein Überlebender örtlichen Medien die Situation: „Wir haben uns zusammengedrängt, aneinander festgehalten. Aber binnen sehr kurzer Zeit waren wir alle begraben.“ Am Montag galten noch drei Menschen als vermisst, es gab aber keine Hoffnung, dass sie überlebt haben. Sieben Sherpas waren in den Stunden nach dem Lawinenabgang lebend aus den Eis- und Schneemassen geholt worden.

Expeditionen heuer ungewiss

Auf dem Berg ist nun eine Trauerwoche angesetzt, in der es keine Expeditionen geben soll. Für die Zeit danach drohen die Sherpas mit Streik, sollte die Regierung nicht einigen ihrer Forderungen nachkommen. Auch über die Zukunft der Touren auf dem höchsten Berg der Welt wird heftig diskutiert. Einige für diese Klettersaison geplanten Everest-Expeditionen könnten abgesagt werden, teilten die Behörden mit.

Die Sherpas leben in Nepal am Fuß des Himalaja. Sie begleiten Expeditionen oder gehen diesen voraus, um den Aufstieg vorzubereiten. Sie richten Pfade her, tragen Gepäck, bauen Camps auf und kochen. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2014)

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