Fährunglück: Bisher 150 Passagiere der "Sewol" tot geborgen

Rettungstaucher bringen immer mehr Leichen aus der Sewol an Land.
Rettungstaucher bringen immer mehr Leichen aus der Sewol an Land.(c) APA/EPA/JEON HEON-KYUN
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Etwa 150 der ursprünglich 476 Menschen an Bord galten weiter als vermisst. Realistische Hoffnungen, noch Überlebende zu finden, gibt es nicht mehr.

Eine Woche nach dem Untergang der südkoreanischen Fähre "Sewol" setzen Bergungsmannschaften ihre Suche nach vermissten Passagieren fort. Taucher bergen dabei immer mehr Leichen aus dem Wrack vor der Südwestküste des Landes. Die Zahl der bestätigten Todesopfer erreichte am Mittwochvormittag (Ortszeit) 150, wie südkoreanische Sender berichteten. Etwa 150 der ursprünglich 476 Menschen an Bord galten weiter als vermisst. Die Hoffnung der Angehörigen, vielleicht doch noch Überlebende retten zu können, erfüllte sich bisher nicht.

Viele Fragen zum Verlauf der Katastrophe vom Mittwoch vergangener Woche sind immer noch offen. Besseres Wetter und Niedrigwasser erleichterten den Einsatzkräften inzwischen die Arbeit. Die Familien der vermissten Insassen hatten gefordert, die Suchaktion bis zu diesem Donnerstag abzuschließen.

Realistische Hoffnungen, noch Überlebende zu finden, gibt es nicht mehr. Bei den Tauchgängen wurden bisher keine Überlebende entdeckt. Die südkoreanische Präsidentin Park Geun-hye hat wegen der verspäteten Evakuierung des Schiffes den Kapitän und andere Mitglieder der Besatzung des Mordes bezichtigt.

Keine weiteren Überlebenden

Viele Fragen zum Verlauf der Katastrophe vom Mittwoch vergangener Woche sind immer noch offen. Besseres Wetter und Niedrigwasser erleichterten den Einsatzkräften inzwischen die Arbeit. Die Familien der vermissten Insassen hatten gefordert, die Suchaktion bis zu diesem Donnerstag abzuschließen.

Bei der Suche im Inneren des Wracks in bis zu 20 Metern Tiefe wurden auch Tauchroboter eingesetzt. Rund um die gesunkene Fähre lagen Boote mit Fangnetzen im Meer, um zu verhindern, dass Leichen von der Strömung mitgerissen werden. Die Suche konzentrierte sich den Berichten zufolge zuletzt auf die Kabinen und einen Speisesaal auf Deck drei und vier. Es wird vermutet, dass dort die meisten Passagiere eingeschlossen wurden.

Kapitän und Besatzung gerettet

174 Menschen an Bord konnten gerettet werden, darunter der Kapitän und die meisten der anderen 28 Besatzungsmitglieder. Den leitenden Besatzungsmitgliedern wird vorgeworfen, sich frühzeitig selbst gerettet und das sinkende Schiff im Stich gelassen zu haben. Auch wird untersucht, warum unmittelbar nach dem Kentern keine Evakuierung angeordnet wurde. Aufzeichnungen zeigten, dass die Besatzung die Räumung des untergehenden Schiffes um mindestens eine halbe Stunde hinausgezögert hatte, berichteten südkoreanische Fernsehsender.

Am Dienstag wurde ein weiteres Besatzungsmitglied festgenommen, wie Yonhap berichtete. Dabei handelte es sich um einen Offizier, der am Montag einen Selbstmordversuch überlebt habe. Mit ihm erhöhte sich die Zahl der festgenommen Crewmitglieder auf acht. Der Kapitän, die Dritte Offizierin, die zum Zeitpunkt der Havarie das Schiff steuerte, sowie der Steuermann sitzen schon seit Samstag in U-Haft. Ihnen droht unter anderem eine Anklage wegen Fahrlässigkeit und Verstoßes gegen die Dienstpflichten.

Welcher Faktoren die Katastrophe beeinflussten

Wahrscheinlich hätten wesentlich mehr Menschen die Havarie der südkoreanischen Fähre "Sewol" überlebt, wenn die Verantwortlichen vor dem Untergang entschlossener gewesen wären. Mehrere Faktoren spielen bei der Katastrophe eine Rolle.

  • Die Ermittler gehen davon aus, dass die Auto- und Personenfähre Sewol" während einer Richtungsänderung kenterte. Anders als ursprünglich angenommen, habe es aber vermutlich keine scharfe Wende von mehr als 90 Grad gegeben, berichteten südkoreanische Sender unter Berufung auf das Ministerium für Meeresangelegenheiten. Anhand wiederhergestellter Daten zur Bestimmung der Schiffsposition sei festgestellt worden, dass das Schiff um 45 Grad nach rechts gesteuert worden sei. Dabei könnte es infolge verrutschter Ladung an Stabilität verloren haben.
  • Anfänglich wurde auch spekuliert, dass die Fähre einen Felsen unter Wasser gerammt haben könnte. Das wird mittlerweile so gut wie ausgeschlossen.
  • Der südkoreanische Reeder Chonghaejin Marine hatte das Schiff umgebaut, um die Aufnahmekapazität zu erhöhen. Solche Umbauten gelten allerdings als nicht unüblich.
  • Der Crew unter Leitung von Kapitän Lee Jung Seok wird vorgeworfen, die Evakuierung des Schiffs verzögert zu haben. Den Passagieren wurde anfangs gesagt, sie sollten sich nicht rühren. Lee und andere Besatzungsmitglieder sollen dann aber unter den Ersten gewesen sein, die sich selbst in Sicherheit brachten.
  • Der letzte Funkspruch zwischen der Besatzung und der Kontrollstelle an Land zeigt, wie unentschlossen nach der Havarie reagiert wurde. "Wir kennen die Situation nicht gut genug, also sollte der Kapitän die endgültige Entscheidung über die Rettung der Passagiere treffen", empfahl die Überwachungsstelle auf der Insel Chindo.

(APA/AFP)

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