Sextourismus: Kinderprostitution wird jünger & lukrativer für Zuhälter

Zwei Millionen Kinder werden weltweit gezwungen, sich zu prostituieren. Auch Pädophile aus Österreich nutzen Billigflüge in die neuen Sextourismus-Hochburgen Rumänien und Bulgarien.

Mindestens zwei Millionen Kinder und Jugendliche sind nach Schätzungen der Unicef weltweit dazu gezwungen, ihren Lebensunterhalt mit Prostitution zu verdienen. Das Geschäft mit Kindersex blühe vor allem an der Schwarzmeerküste, besonders in Rumänien und Bulgarien, sowie in Südostasien. Das sagte Astrid Winkler von der Kinderrechtsorganisation ECPAT bei einer Podiumsdiskussion des Wirtschaftsministeriums in Wien.

Bei der Diskussion zum Thema "Schutz der Kinder im Tourismus" wurde die Forderung nach mehr Unterstützung seitens der Reiseveranstalter im Kampf gegen Kindersextouristen laut. Denn auch Pädophile aus Österreich - geschätzte 4.500 - reisen zunehmend in diese Regionen.

Kriminelle verdienen mehr Geld mit Sex als mit Drogen

"Dort wo der Tourismus sehr rasch gewachsen ist und Länder nicht entsprechende Vorkehrungen getroffen haben, hat sich das Sexbusiness stark entwickelt", so Winkler. Kindersextourismus nehme jedoch weltweit zu. Für die Zuhälter ist es ein lukratives Geschäft. Kriminelle nehmen mit der sexuellen Ausbeutung Minderjähriger mittlerweile mehr Geld ein als mit Drogenhandel, berichtete die ECPAT-Mitarbeiterin. Die Vorgehensweise der Zuhälter ist dabei oft die gleiche: Verdeckte Bordells locken Kinder und Jugendliche mit scheinbar seriösen Jobs und zwingen die Minderjährigen dann zur Prostitution.

Viele Sextouristen aus Europa machen sich das steigende Angebot an Billigflügen zu Nutze. Oft mit Sextourismus in Verbindung gebrachte Urlaubsziele wie Thailand und die Philippinen werden wegen der dort verschärften, strafrechtlichen Verfolgung jedoch zunehmend gemieden, so Winkler. Pädophile weichen laut ECPAT etwa nach Indonesien, Kambodscha, Burma und Vietnam aus. Immer mehr Kindersextouristen stammen aus Korea und China, so die Organisation. Besonders gestiegen sei auch die Nachfrage nach Buben. Zudem werden die Opfer werden immer jünger.

Wenig Unterstützung von Reiseveranstaltern

Bis zu 4.500 Österreicher, 90 Prozent davon Männer, sind bei Urlauben im Ausland "scharf auf Minderjährige", so die Kinderrechtsorganisation ECPAT. Der Tourismus sei nicht ursächlich schuld am Kindersextourismus, die weltweit boomende Urlaubsindustrie erleichtere rücksichtslosen Touristen jedoch die Reisetätigkeit, so ECPAT. An der Umsetzung eines "Verhaltenskodex zum Schutz der Kinder" würden österreichische Reiseveranstalter kaum Interesse zeigen, kritisierte die Organisation. Zwar haben beide Dachverbände der Tourismuswirtschaft - Österreichischer Reisebüroverband (ÖRV) und Österreichischer Verein für Touristik (ÖVT) - den Kodex 2001 unterzeichnet, bisher hätten sich jedoch erst zwei Mitglieder an der Aktion beteiligt.

Der Kodex sieht primär vor, Urlauber auf das Problem aufmerksam zu machen. Wer zum Zeugen von Kinderprostitution wird, soll vom Reiseveranstalter Unterstützung erhalten.

Strafbar, auch im Ausland

Kindersextourismus könne "einfach nicht hingenommen werden, es ist ja auch ein Straftatbestand", so Staatssekretärin Christine Marek. Bei der Veranstaltung wurden auch die Gewinner eines Posterwettbewerbs zum Thema auszeichnet. Die von Schülern gestalteten Sujets gegen Missbrauch von Minderjährigen könnten in den Unterlagen von Reisebüros Eingang finden und dort aufgehängt werden, so Marek. Urlauber sollen sensibilisiert werden, hinzuschauen, um auch als Zeugen auftreten zu können. Rechtlich belangt werden konnten bisher erst drei Österreicher, die sich an Kindern im Ausland vergangen hatten.

90 Prozent der Gelegenheitstäter sei nicht bewusst, dass sie für Sex mit Minderjährigen im Ausland auch in Österreich strafrechtlich verfolgt werden können, so Winkler. Informationen auf Urlaubsprospekten oder im Reisebüro könnten österreichischen Kindersextouristen, von denen ein Großteil Gelegenheitstäter seien, jedoch von einem Missbrauch abhalten, hofft sie. (Ag./Red.)

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