Italien: Wachsende Spannungen nach Vergewaltigung und Mord

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Innenminister Amato warnt nach dem Sexualmord an einer Soldatengattin vor einem Anstieg der Ausländerfeindlichkeit. Verdächtigt werden drei Rumänen. Am Begräbnis des Opfers nahmen hunderte Menschen teil.

Der italienische Innenminister Giuliano Amato hat am Samstag vor ausländerfeindlichem Hass in seinem Land gewarnt. Nach dem brutalen Angriff mit Todesfolge auf die 47-jährige Giovanna Reggiani am Dienstag in Rom müsse man "jetzt verhindern, dass dieser schreckliche Tiger, die ausländerfeindliche Wut, aus dem Käfig herauskommt", sagte Amato. Die Frau eines Marine-Kommandanten war von einem Rumänen der Roma-Minderheit überfallen, vergewaltigt und ermordet worden.

Nach dem Tod Reggianis am Donnerstagabend wurden am Freitagabend in Rom drei Rumänen überfallen und mit Schlagstöcken verprügelt. Eines der Opfer wurde bei dem Angriff schwer verletzt. Die etwa sieben Täter waren vermummt, einige von ihnen trugen Motorradhelme. Amato meinte, Italien müsse mit den anderen EU-Mitgliedern das Problem der illegalen Immigration regeln. "Wir müssen gemeinsam dieses Problem in Angriff nehmen. Die einzelnen Ländern sind gegenüber der Immigration machtlos", erklärte Amato.

Hunderte Trauergäste bei Begräbnis

Am Samstag nahmen hunderte Menschen in Rom am Begräbnis der 47-jährigen Giovanna Reggiani teil. An der Zeremonie beteiligten sich der italienische Innenminister Giuliano Amato und der Bürgermeister von Rom, Walter Veltroni. Der Ehemann des Opfers, Giovanni Gumiero, Chef der Antiminen-Einheit der italienischen Marine, hielt während der Trauerzeremonie eine rote Rose in der Hand.

Der italienische Präsident Giorgio Napolitano hatte am Mittwoch ein Dekret unterzeichnet, das die sofortige Ausweisung straffälliger EU-Bürger vorsieht. Das von der Regierung verfasste Dekret sieht vor, dass die Behörden ab sofort "aus Gründen der öffentlichen Sicherheit" als gefährlich eingestufte Bürger aus anderen EU-Ländern ausweisen können. Die rumänische Regierung will dabei mit Italien zusammenarbeiten und schickte umgehend mehrere Polizisten zur Unterstützung nach Rom.

Regierungschef Romano Prodi kondolierte in einem Schreiben dem Ehemann des Opfers. "Der Tod Ihrer Frau hat die Seele aller Italiener zutiefst verletzt", schrieb Prodi. Das Begräbnis wurde von mehreren rumänischen Fernsehteams gefilmt.

Der mutmaßliche Täter, der Rom Nicolae Mailat, beteuerte seine Unschuld. Er gab zu, die 47-jährige Reggiani überfallen und ihr die Handtasche entrissen zu haben, dementierte jedoch, sie vergewaltigt und ermordet zu haben. Mailat, der in einer Barackensiedlung von Sinti und Roma unweit des Bahnhofs Tor di Quinto lebte, wurde mehrere Stunden lang befragt. Die Ermittler warten auf die Ergebnisse der Obduktion von Reggianis Leiche.

Bestürzung auch in Rumänien

Der brutale Mord an Giovanna Reggiani sorgte auch in Rumänien für Bestürzung. Im Gedenken an das Opfer fand am Samstag in Bukarest eine Messe statt. Inzwischen trafen in Bukarest die ersten vier Rumänen ein, die aus Italien aufgrund eines von der Regierung Prodi neu verabschiedeten Dekrets ausgewiesen wurden. Das Dekret sieht vor, dass in Italien straffällige EU-Bürger aus Sicherheitsgründen abgeschoben werden können.

Schätzungsweise leben derzeit rund 550.000 Rumänen in Italien, viele von ihnen gehören der Volksgruppe der Sinti und Roma an. Seit ihr Land am 1. Jänner 2007 der EU beigetreten ist, hat die Zahl der Rumänen in Italien drastisch zugenommen. (APA/Red.)

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