„Hollywood-Stars ziehen hier nicht“

Seit kurzem als Kirche anerkannt, regt Scientology in Spanien kaum auf.

PalMa/Madrid. In diesen Tagen wird Scientology in das Register der in Spanien zugelassenen Religionsgemeinschaften eingetragen – und damit formell anderen Religionen gleichgestellt. Die Scientologen dürfen nun auf steuerliche Sonderbehandlung und staatliche Hilfen zählen.

Scientology war die längste Zeit in Spanien nicht als religiöse Gemeinschaft anerkannt gewesen, das Innenministerium hatte die Gruppe als „Vereinigung mit religiösem Charakter“ geführt. Im Jahr 2001 und nochmals 2004 hatte der Nationale Gerichtshof die Zulassung abgelehnt – ein Urteil, das bereits bei der Gründung des spanischen Scientology-Flügels 1983 gefällt worden war.

Nachdem die Regierung 2005 abermals die Zulassung abgelehnt hatte, gab der Nationale Gerichtshof jetzt einer Eingabe der „Iglesia de Scientology de España“ statt. In den Statuten gebe es keinen Hinweis auf die „Anwendung psychischer oder parapsychologischer Praktiken“ oder das Verfolgen von „Zielen jenseits des Religiösen“.

Allerdings kann Scientology kein Konkordat mit dem Staat anstreben. Das dürfen nur Religionen ab einer Million Anhänger in Spanien. Anders in Portugal, wo es keine derartige Beschränkung gibt: Die „Igreja Portuguesa de Cientologia“, die am 18. September ins Register aufgenommen wurde, dürfte mit dem Staat die Übernahme ziviler Funktionen wie Eheschließung aushandeln.

10.000 Anhänger

„Endlich können spanische Scientologen von ihrem Recht auf Religionsfreiheit Gebrauch machen“, sagt der Vorsitzende des Spanien-Flügels, Ivan Arjona. Nach eigenen Angaben hat die Vereinigung dort 10.000 Anhänger. Diskutiert wird die Zulassung kaum, die spanische Bischofskonferenz will sich auch auf Anfrage nicht äußern.

In den Neunzigerjahren hatte es immer wieder Mutmaßungen über kriminelle Vorfälle gegeben. Die Rede war von Selbstmorden erpresster Mitglieder, von Manipulation und von Mitgliederwerbung mit zweifelhaften Methoden. 1988 hatte ein Richter alle 69 Teilnehmer einer Scientology-Tagung festnehmen lassen; elf von ihnen kamen wegen des Vorwurfs der Geldwäsche in U-Haft. Das Finanzamt prüfte 500 angeblich von Scientology gehaltene Firmen.

Inzwischen ist es ruhiger um die Scientologen geworden, ihre Mitgliederzahl ist konstant. „Scientology hat den Menschen in Spanien nicht sonderlich viel zu bieten“, sagt der Kirchenrechtler Alfredo García Garate von der Madrider Universität San Palbo C.E.U. „Die Hollywood-Stars ziehen hier nicht.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2007)

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