Polen: Exorzisten ans Werk

Geistliche wollen Dämonen austreiben.

Warschau.Seit dem Ende der national-konservativen Kaczýnski-Regierung scheint Polen in einen Zustand der überaus angenehmen Normalität versunken zu sein. Doch die vorweihnachtliche Besinnlichkeit wird nun empfindlich gestört. Aus dem kleinen pommerischen Dorf Poczernin, 30 Kilometer östlich von Stettin (Szczecin), wird wahrlich Wunderliches vermeldet. Dort soll ein Zentrum für Exorzismus eingerichtet werden. Das wäre im Grunde keine Meldung wert, denn sonderbare Esoterikzirkel gibt es in unserer Welt der spirituellen Orientierungslosigkeit schließlich genug.

Dieses Zentrum allerdings wird nicht von einer verschrobenen Gruppierung geleitet. Die katholische Kirche will dort den angeblich vom Teufel besessenen Menschen beistehen. Der Stettiner Erzbischof Zygmunt Kaminski hat höchst selbst das Zentrum genehmigt. Eine Kapelle sowie ein „Beruhigungszimmer“ würden den armen Seelen als Refugium bereitgestellt.

Das Fachpersonal für die Teufelsaustreibung ist auch schon rekrutiert. In Polen arbeiten nach Angaben der katholischen Kirche 50 Priester als Exorzisten. Diese sollen Dämonen und böse Geister beschwören, die nach Ansicht der Exorzisten für schwere psychische Störungen verantwortlich sind, den Körper und die Seele der Besessenen zu verlassen.

Die Idee zu dem Zentrum kam von Andrzej Trojanowski, der bereits seit vier Jahren in Stettin als Exorzist arbeitet. Jede Woche suchten rund 20 Menschen seine Hilfe, erklärt der Seelsorger. Auch aus Deutschland habe er viele Anfragen, denn dort gibt es seit 30 Jahren keine offiziellen Exorzisten mehr. Trojanowski arbeitet angeblich auch mit Psychiatern zusammen. Wenn Tabletten nicht mehr weiter helfen, dann sei seine Zeit gekommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2007)

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