Fall Nussbaumer: Warum erfuhr Wien so spät von DNA-Spur?

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FBI informierte US-Angehörige der Geiseln schon vor Wochen. Von den in Tunesien entführten zwei Salzburgern fehlte auch am Donnerstag jede Spur.

WIEN/WASHINGTON. (c.u.; rie). Bert Nussbaumer, der österreichischen Geisel im Irak, ist tatsächlich ein Finger abgetrennt worden. Das bestätigten US-Sicherheitsbeamte in der „Washington Post“. Der US-Botschaft in Bagdad seien vergangenen Monat fünf, teilweise verweste Finger überbracht worden. Vier davon konnten in einer DNA-Analyse Mitarbeitern der US-Sicherheitsfirma „Crescent Security Group“ zugeordnet werden, die am 16.November 2006 im Südirak entführt worden waren. Der fünfte Finger gehört nicht John Young, dem damals ebenfalls verschleppten Anführer des Crescent-Trupps, sondern einem US-Computerspezialisten, der am 5.Jänner 2007 nahe Basra gekidnappt wurde.In der amerikanischen Informationskette ist Österreich das letzte Glied. FBI-Sprecherin Debbie Weirman bestätigte am Donnerstag gegenüber der „Presse“, dass die US-Angehörigen der Geiseln schon vor einem Monat über neu aufgetauchte DNA-Spuren benachrichtigt wurden. Österreich wurde erst vergangene Woche informiert. Ärger darüber ließ sich das Außenamt nicht anmerken. Es hielt sich auch am Donnerstag noch an die offizielle schriftliche Formel der Amerikaner, es seien „ein Fingerabdruck und eine DNA-Spur“ von Nussbaumer aufgetaucht. Österreich ist im Fall Nussbaumer auf die Expertise der USA angewiesen. Insgesamt werden mehr als 40 US-Geiseln im Irak festgehalten.

Auch Algerien sucht Salzburger

Von den in Tunesien entführten zwei Salzburgern fehlte auch am Donnerstag jede Spur. Für Aufregung sorgte kurz, dass der algerische Kommunikationsminister der Zeitung „An-Nahar“ zufolge behauptete, es habe kein Ansuchen Österreichs gegeben, auch in Algerien nach den Geiseln zu suchen. Außenamts-Sprecher Launsky-Tieffenthal dementierte. Der österreichische Botschafter in Algier habe offiziell um algerische Hilfe ersucht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2008)

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