Greenpeace verwettete Spenden

SPAIN GREENPEACE OIL BARRIER
SPAIN GREENPEACE OIL BARRIER(c) APA/EPA/PEDRO ARMESTRE/GREENPEAC
  • Drucken

Ein Mitarbeiter der Umweltschutzorganisation verspielte bei Währungsspekulationen Spendengelder in Höhe von 3,8 Millionen. Er wurde bereits entlassen.

Hamburg. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat bei Währungsspekulationen laut Informationen des Hamburger Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ Spendeneinnahmen in Höhe von 3,8 Millionen Euro verloren. Ein Mitarbeiter der Greenpeace-Zentrale in Amsterdam verlor das Geld bei Währungsgeschäften. Nach den „Spiegel“-Recherchen stammten die Mittel vor allem aus Spenden, die von finanzstarken Greenpeace-Länderorganisationen wie der deutschen an die Zentrale in den Niederlanden überwiesen worden waren.

Bei den Termingeschäften setzte ein Mitarbeiter der Finanzabteilung auf sinkende Eurokurse. Doch die Kursentwicklung verlief ganz anders. Dem Mitarbeiter sei eine „ernsthafte Fehleinschätzung“ unterlaufen, und man habe ihn mittlerweile entlassen, erklärte Mike Townsley, der Pressesprecher von Greenpeace International.

Die Untersuchungen, die klären sollen, wie es zu derartigen Riesenverlusten kommen konnte, laufen noch. Bei der Suche nach den Ursachen habe man auch Organisationsfehler im internen Kontrollsystem entdeckt, teilte Townsley mit. Diese seien mittlerweile aber behoben. Derzeit schließt die Umweltorganisation aus, dass sich der betreffende Finanzexperte persönlich bereichern habe wollen. Auch Korruption sei bei seinem spekulativen Treiben nicht im Spiel gewesen.

Gravierender Verlust

„Wir können uns bei unseren Mitgliedern nur entschuldigen und auf ihr Verständnis dafür hoffen, dass auch unsere Organisation und unser Personal nicht frei von Fehlern sind“, sagte der Greenpeace-Sprecher weiter. Der Verlust sei gravierend, aber nicht existenzbedrohend. Die Gelder seien vor allem für jene Länderorganisationen gedacht gewesen, die sich noch im Aufbau befinden. Aktuelle Kampagnen der Ökoaktivisten, so Townsley, seien nicht gefährdet.

Für den öffentlichen Ruf einer Organisation wie Greenpeace, die bei ihrem Wirken auf Spendengelder angewiesen ist und praktisch laufend Geld sammelt, ist das Bekanntwerden eines derart massiven Verlustes von Spendenmitteln durch Währungsspekulationen gewiss nicht förderlich. Immerhin, Greenpeace International verzeichnete im letzten vorgelegten Jahresbericht von 2012 Einnahmen von rund 270 Millionen Euro. Das meiste davon waren Spenden der knapp drei Millionen Unterstützer der Umweltschutzorganisation.

„Es kann eindeutig ausgeschlossen werden, dass österreichische Spendengelder von dem Vorfall betroffen sind oder verwendet werden, um dieses Defizit aufzufangen“, war dazu gestern auf der Homepage von Greenpeace Austria zu lesen. „Wir bedauern diesen Vorfall sehr und möchten uns bei unseren Unterstützerinnen und Unterstützern für entstandene Verunsicherungen ausdrücklich entschuldigen.“

Weiter heißt es auf der Website: „Greenpeace in Zentral- und Osteuropa ist ein in Österreich registrierter Verein mit Hauptsitz in Wien. Er ist somit den strengen österreichischen Kriterien der Gemeinnützigkeit verpflichtet und trägt das österreichische Spendengütesiegel. Der finanzielle Beitrag, den Greenpeace in Zentral- und Osteuropa der globalen Organisation zur Verfügung stellt, fließt deshalb ausschließlich in Kampagnenprojekte. Sollten Spendengelder aus Österreich nicht für die vorgesehenen Kampagnen ausgegeben werden können, würden diese zurücküberwiesen.“

Der von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG erstellte Jahresbericht 2013 von Greenpeace International werde demnächst veröffentlicht, und er werde das Defizit bereits ausweisen.

Kontrollsystem versagte

Zum Vorfall selbst vermerkt die Homepage: „2013 hat sich Greenpeace International entgegen sonstiger Praxis gegen die Wechselkursschwankungen abgesichert, indem es Währungen zu festen Kursen kaufte. Dabei ist ein folgenschwerer Fehler passiert. Die Absicherungen stellten sich als nachteilig heraus und schufen 2013 einen Verlust von etwa 3,8 Millionen Euro. Leider konnte auch das vorhandene Kontrollsystem in diesem Fall nicht rechtzeitig reagieren. Die Finanzabteilung von Greenpeace International hatte diese Absicherung der Wechselkurse ohne Rücksprache und Genehmigung der entsprechenden Gremien und der Geschäftsführung vorgenommen.“ (AFP, APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.