Terrorangst: Keine US-Einreise mit leerem Akku

(c) REUTERS (RALPH ORLOWSKI)
  • Drucken

Ab sofort verweigern die USA Flugpassagieren die Einreise, wenn ihre Mobiltelefone und Laptops sich nicht einschalten lassen. Für den Flughafen Wien gilt das jedoch fürs Erste nicht.

Washington. Wer von zahlreichen Flughäfen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika eine Reise nach Amerika plant, sollte die Akkus von Handy, Tablet und Laptop voll aufladen. Ab sofort verweigern die US-Behörden nämlich jedem die Einreise, der nach Aufforderung bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen seine elektronischen Geräte nicht einschalten kann.

Diese Vorschrift gelte nur für das Handgepäck, nicht aber für eingecheckte Koffer, teilte ein Sprecher der zuständigen US-Verkehrsbehörde TSA (Transport Safety Authority) der „Presse“ auf Anfrage mit. Die elektronischen Geräte müssen bei der Sicherheitskontrolle vor dem Abflug in die USA auf Aufforderung des Flughafenpersonals vor deren Augen eingeschaltet werden. Ist das nicht möglich, darf das Gerät nicht an Bord mitgenommen werden, und der Passagier wird einer vertieften Kontrolle unterzogen.

Der Flughafen Wien ließ gegenüber der „Presse“ mitteilen, diese Vorschrift gelte nicht für Flüge aus Österreich in die USA. Schon vergangene Woche hatte ein Sprecher des Innenministeriums versichert, dass US-Flüge aus Schwechat nicht den allgemein verstärkten Kontrollen unterworfen werfen.

Ob das Personal in anderen Flughäfen bei diesen Kontrollen Zugriff auf die Daten der untersuchten Passagiere gewinnt, wollte weder die US-Verkehrsbehörde noch die amerikanische Botschaft in Wien beantworten. „Das dient einzig dazu sicherzustellen, dass elektronische Geräte das sind, was sie zu sein scheinen“, antwortete die US-Botschaft mittels Kurznachricht auf Twitter.

Bombenbauer in Syrien, Jemen

Diese Verschärfung ist offenbaren Fortschritten islamistischer Bombenbauer geschuldet. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete neulich, dass die US-Geheimdienste annehmen, dass Techniker im Dienst von Terrorgruppen in Syrien und im Jemen versuchen, Mobiltelefone zu Sprengsätzen umzubauen. Besonders die neuesten iPhone-Modelle von Apple und Galaxy-Smartphones von Samsung seien dafür geeignet.

Diesem Bericht zufolge habe sich die Terrorgruppe al-Nusra-Front in Syrien mit der al-Qaida im Jemen zusammengetan, um solche schwer zu findenden Bomben zu entwickeln. Von der jemenitischen al-Qaida-Zelle stammte jener Unterhosen-Sprengsatz, mit dem der nigerianische Terrorist Umar Faruk Abdulmutallab am 25.Dezember 2009 beinahe ein Flugzeug über Detroit zum Absturz gebracht hätte. Passagiere überwältigten den damals 23-Jährigen im letzten Moment und verhinderten die Zündung. Abdulmutallab wurde 2012 von einem US-Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt.

Der Zustrom von islamistischen Kämpfern nach Syrien und in den Irak stellt westliche Sicherheitsbehörden vor besondere Probleme. Tausende dieser Radikalen haben europäische oder amerikanische Pässe, was ihnen die Rückreise in den Westen enorm erleichtert. Dass es – entgegen den Beteuerungen der Geheimdienste und Polizeibehörden – unmöglich ist, sie alle im Auge zu behalten, zeigt der Mordanschlag auf vier Menschen im Jüdischen Museum von Brüssel: Der mutmaßliche Täter, ein 29-jähriger Franzose maghrebinischer Herkunft namens Mehdi Nemmouche, konnte ungehindert aus Syrien zurück nach Europa reisen, obwohl die französischen Dienste ihn seit Längerem im Auge gehabt hatten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Mobil

USA verbieten bei Direktflügen aus Europa leere Handys

Die USA verstärken ihre Sicherheitsmaßnahmen auf Flughäfen. Betroffen sind etwa das iPhone und Galaxy-Smartphones von Samsung.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.