Papst: "Kindesmissbrauch ist wie Lepra"

Papst Franziskus
Papst Franziskus(c) REUTERS (POOL)
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In einem Zeitungsinterview verglich Papst Franziskus Kindesmissbrauch mit der Krankheit Lepra, "die auch die Kirche anstecke". Er wolle mit der "notwendiger Strenge" gegen Pädophilie unter Geistlichen vorgehen.

Der Papst hat in einem Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" Kindesmissbrauch als "Lepra" bezeichnet, die auch die Kirche anstecke. Kindesmissbrauch sei eines der schrecklichsten Verbrechen, das man sich nur vor stellen könne, vor allem weil es oft in der Familie oder in einer Gemeinschaft vorkomme.

Der Papst gab zu, dass Kindesmissbrauch auch die Kirche belaste. "Wir auch haben diese Lepra zu Hause. Mitarbeiter, die mit mir gegen Kindesmissbrauch kämpfen, versichern aufgrund zuverlässiger Daten, dass Pädophilie in der Kirche zwei Prozent betrifft. Diese Zahl sollte mich beruhigen, doch ich muss offen sagen, dass sie mich überhaupt nicht beruhigt. Ich halte das für äußerst gravierend. Zwei Prozent von Pädophilen, das sind Priester und sogar Bischöfe und Kardinäle", sagte der Papst im Interview mit dem Gründer von "La Repubblica", Eugenio Scalfari, am Sonntag.

"Viele wissen, aber schweigen"

Franziskus monierte, dass in der Kirche über Kindesmissbrauch zu oft geschwiegen werde. "Viele wissen, aber schweigen, bestrafen, ohne den Grund bekannt zu geben. Das finde ich, ist unerträglich, und es ist meine Absicht, all dies mit der notwendigen Strenge in Angriff zu nehmen", betonte der Papst.

Papst Franziskus hatte am vergangenen Montag drei Stunden mit sechs Opfern von sexuellem Missbrauch durch Kleriker verbracht und ihnen zugehört. Sechs Personen, je zwei aus Deutschland, Irland und England, waren von Kardinal Sean O 'Malley, dem Erzbischof von Boston, zu dem Treffen eingeladen worden. Franziskus sprach mit jedem der Opfer rund eine halbe Stunde.

Zur Gruppe gehörte auch die Irin Marie Collins, Mitglied einer Kommission zum Schutz von Minderjährigen vor sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche, die der Papst im März eingesetzt hatte. Die aus Dublin stammende Collins war in den 60er-Jahren von einem katholischen Priester sexuell missbraucht worden und engagiert sich seit längerem für einen besseren Schutz von Kindern in Einrichtungen der katholischen Kirche.

(APA)

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