Church of England: Bischöfinnen für die Briten

Bishop of Gloucester Michael Perham hugs female clergy members after the Synod session which approved the consecration of women bishops, in York
Bishop of Gloucester Michael Perham hugs female clergy members after the Synod session which approved the consecration of women bishops, in York(c) REUTERS (NIGEL RODDIS)
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Die Mutterkirche aller anglikanischen Kirchen wertet Frauen enorm auf. Gibt es bald eine Chefin für alle Anglikaner weltweit?

London. 20 Jahre nach der ersten Priesterweihe für Frauen hat die Church of England der Ernennung weiblicher Bischöfe zugestimmt. Was wie ein logischer Schritt erscheint, wurde allseits mit großer Erleichterung aufgenommen: „Ich bin höchst erfreut“, sagte der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, als geistliches Oberhaupt der Kirche nach der Entscheidung zu Wochenbeginn. Premierminister David Cameron sprach von einem „großen Tag für die Kirche“.

Nachdem eine erste Abstimmung vor zwei Jahren knapp gegen die Ernennung von Bischöfinnen ausgegangen war, hatte die englische Nationalkirche Kritik einstecken müssen. Innerhalb der Führung fürchtete man den Verlust an gesellschaftlichem Einfluss. Frauen stellen heute mit 1781 Priestern rund ein Drittel des Klerus. Warum ihnen der Aufstieg in höhere Posten verwehrt bleiben sollte, war immer schwerer begreiflich.

Den härtesten Widerstand in der Synode der Church of England fanden die Reformer um Erzbischof Welby interessanterweise unter den Laien. Um ihren Bedenken Rechnung zu tragen, wurde eine Bestimmung aufgenommen, die vorsieht, dass die Kirchenführung bei der Bestellung eines Bischofs auf die vorwiegende Meinung einer Diözese Rücksicht nimmt. Selbst Gegner der nun verabschiedeten Formel erklärten, damit leben zu können und zollten Welby für seine Bemühungen Respekt.

Erste Ernennung noch heuer

Die Church of England ist die britische Staatskirche und führende Kirche der anglikanischen Gemeinde, der weltweit 77 Millionen Menschen in mehr als 160 Ländern angehören. Die lokalen Kirchen sind selbstverwaltet, vor der Church of England führten etwa bereits die Anglikaner in den USA, Australien und Kanada Bischöfinnen ein. Die erste in Großbritannien wird noch heuer erwartet.

Der Erzbischof von Canterbury ist das geistliche Oberhaupt aller Anglikaner, während das weltliche der britische Monarch ist. Nun wird erwartet, dass auch die Anglikaner insgesamt bald von einer Frau geführt werden. Die Rolle der Church of England ist heute weitgehend zeremoniell: Von 65 Millionen Briten gehen pro Woche höchstens eine Million in die Kirche.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2014)

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