Trunkenheit: Balkonunfälle auf Mallorca

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Nach einer Serie von lebensgefährlichen Stürzen warnt die Polizei vor "Balconing", der neuen Mutprobe von Jugendlichen.

Palma de Mallorca. Erst bechern die jungen Urlauber bis zum Umfallen, dann stürzen sie vom Hotelbalkon oder aus dem Fenster: Manche wollen vom Zimmer aus gleich in den Pool springen. Andere versuchen, an der Fassade zum Nachbarzimmer zu klettern. Oder sie lehnen sich sturzbetrunken zu weit über die Brüstung, verlieren das Gleichgewicht und fallen in die Tiefe.

Auf Mallorca und Ibiza hält derzeit eine ganze Serie solcher Balkonstürze die Rettungskräfte in Atem. Allein in einer einzigen Woche musste der Notarzt fünfmal ausrücken, um die durchwegs jungen Opfer von Balkonunfällen zu versorgen – vier wurden schwer verletzt, einer starb. Oft handelt es sich um Mutproben, manchmal auch nur um tragische Unfälle, meistens ist aber Alkohol im Spiel.

Hoteliers, Reiseunternehmen und Polizei versuchen schon länger, mit Kampagnen gegen derartige lebensgefährliche Balkonklettereien vorzugehen, die in der jugendlichen Szene „Balconing“ heißen. Doch die Informationskampagnen hatten bisher wenig Erfolg. Die Mischung aus viel Alkohol und Vergnügen führe immer wieder zu „tödlichen Praktiken wie Balconing“, warnt Spaniens Polizei in einem Aufruf. „Mach da nicht mit“, heißt es in dem Appell an die jungen Mallorca-Besucher. „Und lass nicht zu, dass deine Freunde es versuchen. Keine Sauftour darf in einer Tragödie enden.“

Es sind vor allem deutsche und britische Partytouristen, die mit Balkonstürzen traurige Schlagzeilen machen. So wie jener 22-jährige Deutsche, der dieser Tage am Ballermann-Strand Playa de Palma aus dem zweiten Stock in die Tiefe stürzte. Er überlebte schwer verletzt. Wenige Stunden zuvor rutsche ein ebenfalls 22-jähriger Engländer in der britischen Partyhochburg Magaluf ab, als er von außen in sein Hotelzimmer in der zweiten Etage klettern wollte. Er kam ebenfalls auf die Intensivstation.

Drei Tage zuvor fiel ein 20-jähriger Deutscher nach durchzechter Nacht in Cala Rajada, im Nordosten Mallorcas, über das Balkongitter in zehn Metern Höhe und landete mit zerschmetterten Knochen vor dem Hoteleingang – sein Zustand war kritisch. Etwa zeitgleich stürzte auf der benachbarten Disco-Insel Ibiza ein junger ausländischer Tourist von seiner Zimmerterrasse in die Tiefe. Ein dänischer Urlauber kam derweil im mallorquinischen Magaluf zu Tode, als er aus der vierten Hoteletage über die Brüstung kippte.

Auch in anderen spanischen Ferienhochburgen machen „Balconing“-Fälle Schlagzeilen. Etwa in Teneriffas Partyzentrum Playa de las Américas, wo dieses Jahr zwei Briten vom Hotelbalkon aus Richtung Pool sprangen. Leider übersahen sie, dass gerade kein Wasser im Schwimmbecken war – sie überlebten mit schweren Verletzungen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2014)

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