Giglio feiert: Die Costa Concordia ist für immer weg

Die Costa Concordia trat am Mittwoch ihre letzte Reise an
Die Costa Concordia trat am Mittwoch ihre letzte Reise anAPA/EPA/CIVIL PROTECTION OFFICE
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Früher als geplant legte das 2012 havarierte Kreuzfahrtschiff Mittwochmittag von der toskanischen Insel Giglio ab. Es wird zur Verschrottung nach Genua geschleppt. Die Fahrt soll vier Tage dauern.

Wenn die Bewohner der toskanischen Insel Giglio am  Donnerstag aufwachen, wird sich ihnen ein ungewohnter Anblick bieten: Nach zweieinhalb Jahren wird es das erste mal sein, dass sie kein havariertes Kreuzfahrtschiff sehen werden.

Hunderte Einwohner, Touristen und Journalisten feierten am Mittwochnachmittag die geglückte Abfahrt der Costa Concordia, im Hafen ertönten Sirenen, auf der Insel läuteten Kirchenglocken. Der Kreuzfahrtriese nahm kurz vor halb zwölf Uhr mittags, also etwas früher als geplant, mit einer Geschwindigkeit von 1,9 Knoten (rund vier Stundenkilometer) Kurs auf Genua, wo er verschrottet werden soll. Gezogen wird die CostaConcordia von zwei großen Schleppern, 14 Schiffe insgesamt begleiten den Transport auf der gut 350 Kilometer langen Strecke in die ligurische Hafenstadt.

"Es war eine Ehre, die Costa zu befreien"

Das letzte Kabel, das die Costa Concordia noch vor Giglio verankert hielt, wurde vom Südafrikaner Wietsman Roets durchtrent, der sich an Bord des Schleppers "Sarom VIII" befand: "Es war eine große Ehre für mich, die Costa Concordia zu befreien", freute er sich über die gelungene Aktion. Monatelang haben die Techniker auf diesen Moment hingearbeitet, und Mittwochvormittag bewegte sich der Countdown endlich auf die 0.00 zu.

Das Bergungsteam versicherte, dass an Bord der Costa Concordia - dort befinden sich zwölf Personen - alles bestens funktioniere. "Diese Operation war für uns eine unglaubliche Erfahrung, die noch nicht zu Ende ist. Es ist eine Operation, die viele Personen aus verschiedenen Ländern zusammengeführt hat. Ich bin stolz, Mitglied dieses Teams zu sein", sagte Franco Porcellacchia, der Chefingenieur der Reederei Costa Crociere. 

Mittwochfrüh zeigte der Bug des Schiffes noch nach Süden, doch wegen aufkommenden Nordwinds entschloss man sich, den Koloss zu drehen. Es sei sicherer, das Schiff gegen den Wind abzuschleppen, hieß es. Dies bedeutet, dass von den zwei alternativ geplanten Routen die um etwa 15 bis 20 Kilometer kürzere gewählt wird. Sollten sich die Wetter- und Windbedingungen auf der Fahrt ändern, gibt es weitere mögliche Ausweichrouten, auf die man rasch umschwenken könnte. Diese Routen würden dann jeweils für den restlichen Schiffsverkehr gesperrt.

Menschliches Versagen führte zu 32 Toten

Auch auf der Insel Giglio, wo viele der 1500 Einwohner, hunderte Schaulustige und Touristen die letzten Vorbereitungen verfolgten, waren starke Restriktionen spürbar. Die Insel war am Mittwoch quasi von der Außenwelt abgeschnitten, schon in den vergangenen Tagen war der Fährverkehr stark reduziert.

Bei dem Unglück 2012, das auf menschliches Versagen zurückzuführen ist, starben 32 Menschen. Kapitän Francesco Schettino war zu nahe an die Insel herangefahren, das 290 Meter lange Schiff lief auf einen Felsen auf.

Ankunft in Genua für Samstag geplant

Die Distanz nach Genua beträgt etwa 350 Kilometer, bei einer geschätzten Geschwindigkeit von zwei Knoten, mit der die Schlepper das Schiff ziehen sollen, braucht man etwa vier Tage dafür. Die Ankunft vor Genua ist demnach für Samstag anvisiert, am Sonntag soll das Schiff dann in den Hafen geschleppt werden.

Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass umweltschädliche Substanzen wie etwa Öl aus dem Wrack austreten, ist im Konvoi auch ein Schiff dabei, das diese Substanzen gleich auffangen soll. Wie der Sender NTV berichtete, fährt dem Konvoi zudem ein Schiff voran, das mit akustischen Signalen die in der Gegend sehr häufig anzutreffenden Wale vertreiben soll. Zusätzlich sollen Schiffe der Küstenwache Unbefugte hindern, sich der Costa und ihren Begleitbooten zu nähern. Es gilt eine Sperrzone von drei Seemeilen. Auch der Luftraum über der Abschlepproute wird geschlossen.

1,5 Milliarden Euro Kosten

Die Kosten der Bergungsaktion, für die es keinen Präzedenzfall gibt, werden mit 1,5 Milliarden Euro beziffert. Nick Sloane, der technische Leiter der Bergung, glaubt, dass es bei der Abschleppung bis zur nördlichen Spitze Korsikas keine Probleme geben sollte. "Danach werden wir auf offener See fahren, das werden die schwierigsten 48 Stunden sein".

(APA/Red.)

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