"Sie weigern sich, an Bord zu gehen, Kapitän?"

Kapitän Francesco Schettino in Polizeigewahrsam
Kapitän Francesco Schettino in PolizeigewahrsamEPA
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Das aufgezeichnete Gespräch zwischen dem Unglückskapitän Schettino und der Küstenwache ist mittlerweile berühmt. Hier das Transkript des Telefonats kurz nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffes.

Gregorio de Falco, Kapitän der Küstenwache: "Hier spricht de Falco aus Livorno. Spreche ich mit dem Kapitän?"

Kapitän Francesco Schettino: "Ich bin Kapitän Schettino."

Hören Sie, Schettino, da sind Menschen an Bord eingeschlossen. Sie fahren mit dem Rettungsboot unter den Bug an der Hafenseite, und gehen mit der Strickleiter an Bord. Sie gehen an Bord und sagen mir, wie viele Menschen dort sind. Klar soweit? Ich zeichne dieses Gespräch übrigens auf, Kapitän Schettino.

Ich sage Ihnen mal was...

Sprechen Sie lauter

Ich bin nun vor....

Kapitän, sprechen Sie lauter. Nehmen Sie das Mikrofon und sprechen Sie lauter. Klar?

Das Schiff ist gerade gekippt!

Ich verstehe. Hören Sie, da sind Menschen, die vom Bug mit der Strickleiter runterkommen. Sie nehmen die Leiter auf der gegenüberliegenden Seite und gehen An Bord. Sie sagen mir, wie viele Leute an Bord sind und was dort ist, klar? Sie sagen mir, ob da Kinder an Bord sind, Frauen, oder Leute, die Hilfe benötigen. Und sie sagen mir von jeder dieser Kategorien die Zahl. Ist das klar? Schettino, vielleicht haben Sie sich selbst aus Seenot gerettet, aber ich werde Sorge tragen, dass Sie dafür bezahlen. Ab, an Bord!

Kapitän, Bitte!

Bitte, Sie gehen jetzt an Bord!

Ich bin im Rettungsboot, unter dem Schiff, ich bin nirgendwohin gegangen, ich bin hier.

Was machen Sie, Kapitän?

Ich bin hier um die Rettungsaktion zu koordinieren.

Was koordinieren Sie da? Gehen Sie an Bord und koordinieren Sie die Rettung von dort aus. Oder weigern Sie sich?

Nein, ich weigere mich nicht.

Sie weigern sich an Bord zu gehen, Kapitän, sagen Sie mir, warum Sie nicht gehen.

Ich gehe nicht, weil dort ein anderes Rettungsboot gestoppt hat.

Gehen Sie an Bord. Das ist ein Befehl. Sie haben hier keine Einschätzung zu treffen, Sie haben das Schiff verlassen, und nun gebe ich die Befehle: Gehen Sie an Bord, Ist das klar?

Kapitän, ich gehe an Bord.

Rufen Sie mich an, wenn Sie an Bord sind. Eine Rettungskraft von uns ist bereits am Bug des Schiffes. Schettino, es gibt bereits Leichen.

Wie viele Leichen?

Ich weiß es nicht. Eine auf jeden fall. SIE müssen mir sagen, wie viele.

Ihnen ist schon klar, dass es hier dunkel ist und wir nichts sehen können?

Ja was denn, wollen Sie etwa heimgehen, Schettino? Es ist dunkel, und deshalb wollen Sie heim? Gehen Sie an den Bug des Schiffes, benutzen Sie die Strickleiter und sagen Sie mir, was man tun kann, wie viele Leute dort sind, und was sie benötigen. Und machen sie es JETZT.

Auch der stellvertretende Kapitän ist hier bei mir.

Dann gehen Sie gemeinsam an Bord. Wie heißt er?

Dimitri.

Dimitri wer? Sie und Ihr Vize gehen an Bord. Jetzt, ist das klar?

Kapitän, ich will ja an Bord gehen, aber da ist dieses andere Rettungsboot, da sind andere Rettungskräfte, die hier gehalten haben. Ich habe weitere Rettungskräfte gerufen.

Das erzählen Sie mir jetzt schon eine Stunde lang. An Bord! An Bord! Und sagen Sie mir umgehend, wie viele Leute dort sind.

OK, Kapitän.

Gehen Sie, schnell!

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