Taiwan: Gasexplosion zerstört Straßenzug

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Eine schwere Explosionsserie riss in Kaohsiung Straßen auf. Es gibt mindestens 25 Tote. Vermutet wird eine defekte Pipeline. Niemand will verantwortlich sein.

Taipeh/Peking. „Zunächst gab es nur einen Knall. Ich dachte an ein Erdbeben“, schildert ein Augenzeuge im taiwanesischen TV. Und wie bei Beben üblich sei er – so wie viele andere – auf die Straße gerannt, um sich zu schützen. Doch für einige war das eine verheerende Entscheidung. Die Wucht der zweiten Explosion war so stark, dass sie mehrere Straßen aufriss und mehrere hundert Meter tiefe Gräben hinterließ. Das Feuer sei mehrere Stockwerke hochgeschlagen, berichtet ein weiterer Augenzeuge.

Einen Tag nach der Serie von schweren Gasexplosionen in der Drei-Millionen-Stadt Kaohsiung im Süden Taiwans war das ganze Ausmaß der Zerstörung noch immer nicht abzuschätzen. TV-Bilder zeigten in dem dicht besiedelten Stadtteil Cianjhen zertrümmerte Häuser, rauchende Teile und Unmengen von Schutt. Bis zum frühen Morgen zählten die Behörden 25 Tote und 270 Verletzte. Die meisten Opfer erlitten Verbrennungen.

Donnerstagabend bemerkten Anwohner Gasgeruch. Die Feuerwehr konnte das Problem nicht beheben. Gegen Mitternacht kam es zu den ersten Explosionen. Weitere folgten. Sechs Feuerwehrautos wurden durch die Luft gewirbelt. Taiwans Wirtschaftsminister, Chang Chia-juch, der die Rettungsarbeiten leitet, vermutet ein Leck im unterirdischen Gasleitungssystem als Ursache. In den Leitungen könnte sich Propan befunden und sich nach dem Austreten entzündet haben. In der Umgebung des Unglücksorts steht eine Reihe petrochemischer Betriebe, die über unterirdische Leitungen mit dem nahen Hafen verbunden sind. Ein Teil davon gehört dem staatlichen Energiekonzern CPC (Chinese Petroleum Corporation). 1997 kam es schon einmal zu einer Gasexplosion mit elf Toten. Damals wollte CPC die Gaspipeline umleiten und unter die Erde verlegen.  Die Firma bestritt, dass es sich erneut um ihre Leitungen gehandelt habe. Auch andere Unternehmen wiesen eine Verantwortung zurück.

1200 Häuser wurden geräumt

Eigentlich verfügt Taiwan über hohe Sicherheitsstandards. Auf dem erdbebengefährdeten Inselstaat  sind die meisten Gasleitungen unterirdisch verlegt, um die Explosionsgefahr zu mindern. Zudem sollten sich die Leitungen bei Lecks eigentlich automatisch schließen.

Das Gas wurde nun laut Chang in der Region abgeschaltet. Rettungskräfte befürchteten dennoch weitere Explosionen. 1200 Häuser wurden vorsorglich geräumt, die Bevölkerung aufgefordert, den Stadtteil nicht zu betreten. In der Nähe des Unglücksorts befindet sich auch der Flughafen. (lee)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2014)

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